Charlotte Pardi Illustratorin aus Dänemark

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Warum bist du Illustratorin geworden?

Ich habe das Zeichnen schon immer geliebt, so war es fast schon vorprogrammiert, dass ich Illustratorin werde.

Wie sieht so ein Arbeitstag bei dir aus?

Ich lebe im Wald, und jeden Morgen laufe oder spaziere ich dort, bevor ich mit dem Zeichnen beginne. Ich arbeite sehr diszipliniert bis 16:00 Uhr, bis dann meine Tochter meine Aufmerksamkeit einfordert. Ich illustriere ausschließlich Kinderbücher, und ich arbeite nicht am Computer, das heißt, alles entsteht mit Stift und Pinsel. Wenn ich ein neues Buchprojekt beginne, skizziere ich zuallererst die verschiedenen Charaktere mit einem weichen Bleistift. Ich zeichne Gesichtsausdruck und Körpersprache und versuche, ihre Beziehung untereinander so genau wie möglich zum Ausdruck zu bringen, so dass der Betrachter spüren kann, was in ihnen vorgeht. Der nächste Arbeitsschritt ist das Storyboard. Ich arrangiere alle Szenen und ordne den Plot. Dann verfeinere ich die Kompositionen der einzelnen Szenen. Ich betone das Unmittelbare, das Dynamische, den Ausdruck. Mein Strich ist skizzenhaft und ich versuche, nichts zu verstecken. Man soll die Pinselstriche und die Farbe, mit der ich koloriere, sehen. Ich habe weniger einen typischen Arbeitstag, als einen typischen Arbeitsablauf.

Illustration aus 'Verflixtes Piratenleben' (2000) Autor: Glenn Ringtved - Ein grumpeliger, alter Seeräuberkapitän geht an Land und vergrault jeden, der ihm zu nahe kommt - nur bei einem kleinen Mädchen klappt das nicht.

Illustration aus 'Verflixtes Piratenleben' (2000) Autor: Glenn Ringtved - Ein grumpeliger, alter Seeräuberkapitän geht an Land und vergrault jeden, der ihm zu nahe kommt - nur bei einem kleinen Mädchen klappt das nicht.

Gibt es Illustratoren, die dich beeinflusst haben/beeinflussen?

Da gibt es etliche, die mich beeindrucken, aber es verändert sich von Projekt zu Projekt.

Viele dänische Illustratoren inspirieren mich. Ich mag auch den norwegischen Illustrator Per Dybvig und die Koreanerin Baek Hee-na.

Illustration aus "Donna finder hjem", Autorin: Merete Pryds Helle, erschienen 2021 bei Forlaget Carlsen

Illustration aus "Donna finder hjem", Autorin: Merete Pryds Helle, erschienen 2021 bei Forlaget Carlsen

Was war deine allererste Illustration?

Mein erstes Bild zeichnete ich auf eine Wand in meinem Elternhaus ... meine Eltern waren nicht sehr glücklich über mein "Kunstwerk".

Was inspiriert dich? Woher kommen die Ideen?

Wenn eine Geschichte in irgendeiner Art Widersprüchliches enthält, kann das sehr inspirierend sein und Bilder hervorrufen, die ich gerne zeichnen würde. Das können große Themen wie Leben und Tod oder das Gute und das Böse sein. Vor einigen Jahren habe ich eine Kinderbibel illustriert. Da gab es viele Gegensätze in den Geschichten. Das war herausfordernd und aufregend. Es inspiriert mich auch, wenn ich Menschen beobachte, spazieren gehe in den Wäldern oder Filme schaue.

Hörst du beim Illustrieren Musik oder Hörbücher oder soll es lieber still sein?

Ich höre immer Radio, wenn ich illustriere, meist ein Programm, in dem es um Kultur, Musik, Literatur, Film und Theater geht. Wenn ich untertauche in meine eigene kleine Zeichenwelt, dann ist es schön, ein bisschen Input von der Außenwelt zu bekommen.

Illustration aus 'Her gik Victoria' ('Victoria war hier') (2020) Autor: Glenn Ringtved - Über ein Mädchen, die ihre Mutter Victoria verliert und nach Spuren sucht, die ihre Mutter in ihrem Leben hinterlassen hat.

Illustration aus 'Her gik Victoria' ('Victoria war hier') (2020) Autor: Glenn Ringtved - Über ein Mädchen, die ihre Mutter Victoria verliert und nach Spuren sucht, die ihre Mutter in ihrem Leben hinterlassen hat.

Gibt es eine Wunschgeschichte, die du gerne mal illustrieren würdest?

Ich illustriere Geschichten verschiedenster Art. Ich zeichne sowohl für die lustigen wie auch die ernsthafteren Geschichten gerne. Der Text sollte nicht zu beschreibend und erklärend sein. Er sollte Raum für die Illustrationen lassen. Es können existenzielle Themen sein, aber ich kann auch Spannendes im Illustrieren von kleinen, alltäglichen Einblicken finden. Und wenn du und dein bester Freund einen Streit hattet, dann ist das sehr existenziell für ein Kind.

Was macht für dich den Beruf des Illustrators aus?

Ein guter Illustrator weiß, dass Geschichten Raum brauchen, um sich zu entwickeln. Diesen Raum muss man ihnen geben. Die Illustrationen müssen etwas beitragen, so dass Text und Illustration zusammen zu etwas Größerem werden.

Illustration aus 'Warum, lieber Tod…?' (2002) Autor: Glenn Ringtved - Vier Kinder sitzen mit dem Tod in der Küche. Er ist vorbeigekommen, um ihre Großmutter mitzunehmen. Der Tod erzählt den Kindern ein Märchen über Trauer und Freude, um ihnen zu erklären, dass der Tod zum Leben gehört.

Illustration aus 'Warum, lieber Tod…?' (2002) Autor: Glenn Ringtved - Vier Kinder sitzen mit dem Tod in der Küche. Er ist vorbeigekommen, um ihre Großmutter mitzunehmen. Der Tod erzählt den Kindern ein Märchen über Trauer und Freude, um ihnen zu erklären, dass der Tod zum Leben gehört.

Hast du manchmal auch einfach keine Lust zu zeichnen/zu malen? Musst du dich dann motivieren? Und wenn ja, wie machst du das? Gibt es so etwas wie eine Schreibblockade auch beim Illustrieren? Also so eine Kreativblockade?

Ich habe oft zu kämpfen mit meiner Arbeit. Ich kann sehr ungeduldig sein mit vielen Dingen, aber wenn ich zeichne, dann bin ich sehr beharrlich und mache weiter, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. Leider braucht es viel teures Aquarellpapier, wenn ich etwas zeichne, es dann verwerfe und wieder neu anfange. Meine Bilder erscheinen mühelos, aber es braucht oft viele Versuche, um diesen Ausdruck zu erreichen.