Gita Treice Illustratorin aus Lettland

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Warum bist du Illustratorin geworden?

Als Illustratorin bin ich eine ruhelose Suchende. Am wichtigsten ist es mir, den gesamten Illustrationsprozess interessant zu gestalten. Wahrscheinlich habe ich mir deshalb einige originelle Techniken einfallen lassen — ich experimentiere mit Papier, Farbe und anderen Materialien. Für zwei Bücher habe ich bewegliche Pappfiguren gebastelt — eine Sammlung von Puppen, die mit Metallschrauben befestigt werden. Ich habe mit japanischem, handgeschöpftem Papier gearbeitet, das sich auf verschiedene Art und Weise in Form reißen wie auch färben lässt und dessen Charakter sich ändern kann abhängig davon, mit wieviel Wasser man darauf arbeitet. Damit erreicht man verschiedenste Effekte. Seidenpapier hat wieder eine ganz andere Beschaffenheit. Es kann aber auch sein, dass ich einfach nur Aquarellpapier benutze und darauf eine Bleistiftzeichnung setze ... Ganz wichtig ist, dass der kreative Prozess für mich selbst interessant bleibt.

Wie sieht so ein Arbeitstag bei dir aus?

Nach dem Frühstück gehe ich nach oben in mein Atelier, schließe die Tür und schenke meinem Arbeitsplatz ein Lächeln. Und bevor ich mich in die Arbeit vertiefe, mache ich mir noch einen Extra-Kaffee.

Illustration aus "Latvian Fairy Tales", erschienen 2017 bei Janis Roze

Illustration aus "Latvian Fairy Tales", erschienen 2017 bei Janis Roze

Gibt es Illustratoren, die dich beeinflusst haben/beeinflussen?

Um ehrlich zu sein, mich inspirieren Malerei, Skulptur und andere Kunstformen eher als die Illustration. Die Malerei ist meine wahre Leidenschaft.

Was war deine allererste Illustration?

Meine erste gedruckte Arbeit war ein Gedichtband für Kinder. Damals studierte ich noch an der Kunstakademie Lettlands. Es war eine Kombination aus Malerei und Collage.

Illustration aus "Latvian Fairy Tales", erschienen 2017 bei Janis Roze

Illustration aus "Latvian Fairy Tales", erschienen 2017 bei Janis Roze

Was inspiriert dich? Woher kommen die Ideen?

Mein kreativer Prozess ist sehr körperlich. Ich streiche regelmäßig mit meinen Händen über meine Arbeiten. Um ein Gefühl für ihre Präsenz zu bekommen. Zu meinen Originalen habe ich eine tatsächlich körperliche Verbindung. Natürlich wird dieses "Wunder" durch Druck und technische Prozesse relativiert. Meinen Arbeitsablauf versuche ich ständig zu verbessern. Mein Telefonspeicher ist voll mit halbfertigen Arbeiten. Wenn ich nachts aufwache, dann schaue ich sie mir an und erkenne, dass dieses oder jenes Bild geändert werden muss, dass es hier und da noch angepasst werden sollte. Die Bilder sind so oft von meinen Augen geprüft worden ... Ich stehe ständig in Kontakt mit meinen Arbeiten. Ich habe meinen Master in der Malerei gemacht, so sehe ich alles, was ich künstlerisch mache, durch diese Brille, die Brille der Malerin.

Hast du einen Lieblingsillustrator?

Der französische Künstler Jean Dubuffet, zum Beispiel. Seine Bilder bringen mich zum Lächeln.

Illustration aus "Latvian Fairy Tales", erschienen 2017 bei Janis Roze

Illustration aus "Latvian Fairy Tales", erschienen 2017 bei Janis Roze

Hörst du beim Illustrieren Musik oder Hörbücher oder soll es lieber still sein?

Ich höre sehr gerne verschiedene Radiosendungen, Musik und auch Hörbücher, während ich arbeite.

Hast du einen Lieblingsplatz zum Illustrieren?

Ich arbeite bei mir Zuhause in meinem Atelier. Wenn ich die Tür hinter mir schließe, bin ich in meiner eigenen Welt. Es ist für mich sehr wichtig, mit mir allein zu sein. Das Atelier ist buchstäblich in zwei Teile geteilt — einer fürs Malen, der andere für die Computerarbeit.

Malerei von Gita Treice, 2004

Malerei von Gita Treice, 2004

Gibt es eine Wunschgeschichte, die du gerne mal illustrieren würdest?

Ich liebe Geschichten, in denen Tiere menschliche Eigenschaften verkörpern – so wie Aesops Fabeln. Die würde ich sehr gerne mal illustrieren.

Wenn du gerade nicht illustrierst, was tust du dann gerne?

Mein Mann und ich teilen die Leidenschaft für Reisen in weit entfernte, exotische Länder — Berge besteigen, Wandern auf schwierigen Trails, die Menschen dort kennenlernen ...

Ich suche in allem nach Authentizität, nicht nach einer dekorativen Fassade — so wie ich es auch in der Kunst tue.

Was macht für dich den Beruf des Illustrators aus?

Es ist immer der Kern einer Geschichte, den ich zusammen mit dem Autor versuche darzustellen.

Illustration aus "Rāmi zvēri", erschienen 2013 bei Liels un mazs

Illustration aus "Rāmi zvēri", erschienen 2013 bei Liels un mazs

Hast du manchmal auch einfach keine Lust zu zeichnen/zu malen? Musst du dich dann motivieren? Und wenn ja, wie machst du das? Gibt es so etwas wie eine Schreibblockade auch beim Illustrieren? Also so eine Kreativblockade?

Dieser "Kampf" steht meist am Anfang der Arbeit, bis ich herausgefunden habe, welche Technik ich für die Illustrationen anwenden möchte. Danach arbeite ich sehr schnell.

Und, natürlich, sind die Abgabefristen motivierend.