Annette, Querkus und die wilden Worte

Annette, Querkus und die wilden Worte

Ein literarischer Spaziergang zwischen den ehemaligen Wohnorten Burg Hülshoff und Haus Rüschhaus der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Eine Geschichte von Cornelia für das Projekt "Droste Landschaft : Lyrikweg"

Komm mit dem Wald- und Wasserelf Querkus in die wilde Welt der Worte! Auf den Spuren der Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff erkundest du die Landschaft zwischen ihren beiden Wohnorten, Burg Hülshoff und Haus Rüschhaus, im Münsterland. Dabei entdeckst du immer wieder magische Wesen und kleine Schätze am Wegesrand. Und du erfährst viel über Natur und Alltag zu Nettes Zeit, aber auch, wie sich die Welt seither gewandelt hat. Auf deinem Spaziergang durch die Droste-Landschaft begleiten dich neben dem Elf und seinen Freunden auch Worte von Annette.

Als Annette von Droste-Hülshoff, die Heldin dieses Buches, vor mehr als 200 Jahren hier geboren wurde, war ich noch ein ziemlich junger Elf. Sie hielt uns für Schlosselfen und hat sogar ein Gedicht über uns geschrieben. Sie war sehr anders als die meisten Menschen. Und ihre Geschichten! Manchmal habe ich mich in ihr Zimmer gestohlen, um zu hören, wie sie sie leise vorlas. Wie das sang und reimte! Sie spielte mit Worten wie auf einer Flöte. Aber sie ließ sie auch wie Trommeln und Trompeten klingen, wie das Galoppieren von Pferden, wie klirrende Schwerter und heulende Geister! Ihre Worte ließen mich vor Angst schlottern und vor Freude tanzen. Ich konnte nicht genug von ihnen bekommen.

Wo sie sie gefunden hat? Natürlich draußen in der Welt! In Wiesen, Wäldern, Bächen und Teichen. Ich bin ihr oft nachgeflogen, wenn sie sich auf den Weg machte, um all das wilde Leben außerhalb der Burgmauern zu erkunden. Ich war oft versucht, ihr ein paar Dinge zu zeigen, aber "Unsichtbar bleiben für Menschenaugen!" ist das oberste Elfengesetz. Was, wenn sie dich fängt, Querkus, habe ich mir gesagt.

Unser Dorf hatte damals 43 Bewohner. Es lag gleich hinter dem Burggraben, gut versteckt unter den Bäumen. Aber es ist verschwunden mitsamt den Bäumen, die ihr Menschen so gern fällt. Nun sind wir nur noch zu dritt. Die anderen leben unter dem Turmdach und ich — ach nein. genug von mir! Hier kommt unsere Heldin!