60 Sekunden

Written by Josi

Sie zwirbelt eine Haarsträhne um ihren Finger und schaut aus dem Fenster. Auf ihrem nackten Bein steht eine halbvolle Teetasse und verbrennt ihr die Haut. Sie hört das Rauschen und Hupen der Autos und sieht die vielen kleinen Lichter, weit unter ihr. In ihrem Zimmer ist es dunkel, bis auf die kleine Schreibtischlampe, die weiße Flecken an die Wände zeichnet.

Sie schließt ihre Hände um die Tasse. Ihre Fingerkuppen brennen. Sie fühlt sich müde, aber schlafen will sie nicht. Bilder. Sie fühlen sich an wie Staub auf ihrer Haut, eine vage Erinnerung daran, dass da mal etwas war, irgendetwas. Jetzt will sie es lästig wegstreichen, weil es juckt und kratzt und ihr das Atmen schwer macht.

Immer wieder versucht sie, nach den Bildern zu greifen, aber sie verschwimmen, sie wirbeln und tanzen um sie herum, bis ihr schwindelig wird. Sie hält sich fest, an den Lichterkreisen an ihren Wänden und dem stetigen Rauschen der Autos, an der sauberen Bettwäsche und ihrem Ausatmen.

So lange, bis ihre Augen sich schließen, nur für ein paar Sekunden.

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