Zwei wilde kleine Hexen

Zwei wilde kleine Hexen

Lilli und Rosanna wollen sich für eine Walpurgisnacht wie echte Hexen fühlen und feiern im Garten mit Hexensuppe und Hexentanz. Doch dann sitzt im Mondlicht plötzlich eine echte Hexe auf dem Zaun.

Seit einem Monat geht Lilli ihrer Freundin Rosanna nun schon mit diesem Hexentick auf die Nerven. Jetzt sollen Rosanna und ihr Kater Ramses in der Walpurgisnacht auch noch einen Hexentanz mit ihr aufführen. Verkleidet mit Besen und allem Drum und Dran. Tatsächlich wird es für Lilli und Rosanna ein Riesenspaß. Bis plötzlich - Krötengift und Hexenspucke! - wahrhaftig eine echte Hexe vor ihnen sitzt: Elfriede, die sich über die beiden Anfängerinnen lustig macht. Vielleicht kann Elfriede ja zwei richtige kleine Hexen aus ihnen machen?

Warum sitzt du denn bei dem Wetter hier draußen?" "Na, bei welchem Wetter den sonst? Es ist schließlich Frühling, oder?" Rosanna tippte auf ihre Uhr. "Wir haben drei Uhr gesagt." "Ja, ja, aber ..."

Lilli zog sich den nassen Stuhl heran, legte ihre Schultasche drauf und setzte sich. "Ich musste den hier noch fertig machen. Guck mal." Stolz hielt sie Rosanna ihr Ohr hin. "Schon wieder ein neuer Ohrring? Was soll denn das sein? Ein Vogel?" "Nein, eine Hexe natürlich." Beleidigt zog Lilli ihr Kunstwerk aus dem Ohr und betrachtete es. " Das sieht man doch!" "Ich nicht. Erkennst du das, Ramses?" Müde hob der Kater den dicken Kopf, gähnte, sah Lilli an — und schlief weiter. "Warum guckt dein Kater mich bloß immer so komisch an?", fragte Lilli. "Er riecht deinen blöden Hund." Ungeduldig schob Rosanna Lilli das Mathebuch hin. "Da. Die Aufgabe 3a-e. Verstehst du die?" Lilli zuckte die Schultern und spielte in ihrem Ohrring herum. "Hier draußen kann ich das sowieso nicht. Der Regen läuft mir schon den Rücken runter. Da", sie zeigte zum Schirm hoch. "Da leckt es schon durch." "Alles klar, schon verstanden!"

Rosanna packte ihre Sachen zusammen, schubste den Kater vom Tisch und klappte den Schirm zu. "Du willst rein für die nächste Portion Eis." "Stimmt überhaupt nicht!", rief Lilli. "Ich will was Wichtiges mit dir besprechen!" "Du hast wieder Ärger mit deinen Schwestern." "Nein."

Durch den strömenden Regen rannten sie zum Haus. Ramses überholte sie auf halber Strecke. "Dann hast du ein neues, obergeheimes Hexenbuch", sagte Rosanna und ließ den nassen Kater ins Café. Obwohl ihr Vater es verboten hatte. "Quatsch, Quatsch, Quatsch." Lilli hängte ihre tropfende Jacke an die Garderobe und setzte sich an einen der leeren Tische.

Im Café war ein einziger Gast. Ein dicker Mann, der seinen Pudel mit Eis fütterte. Aus dem Radio kam italienische Opernmusik. Der dicke Mann summte leise mit. Als Ramses den Hund sah, flüchtete er fauchend zu Rosannas Eltern hinter den Tresen. "Rosanna!", rief ihr Vater. "Schaff den Kater hier raus." "Gleich, gleich." Rosanna warf ihm eine Kusshand zu. Das stimmte ihn meist friedlich. "Ist dein Kater immer so feige?", fragte Lilli. "Der hat sogar Angst vor Vögeln. Wieso?" "Wegen Freitagnacht!", flüsterte Lilli geheimnisvoll. Rosanna verstand kein Wort. "Na die Walpurgisnacht!", zischte Lilli und zeigte auf Ihren Ohrring. "Da brauchen wir auf jeden Fall einen Kater. Und deiner ist besser als gar keiner. Selbst wenn er ein Feigling ist." "Fallpurkisnacht. Was soll denn das sein?"