The other side of Rainbow

Written by Fire

„Ich war dort.
Immer wieder, sie sind unbelehbar, immer wieder haben die Leute mir gesagt, es ist unmöglich.
Aber ich war da. Ich habe die andere Seite gesehen.
Noch kenne ich das Opfer dafür nicht. Aber ich glaube, egal wie hoch es sein mag, ich kann damit leben.
Grenzen, so begreift es doch endlich, sind zum überwinden da!“

Das waren ihre letzten Worte gewesen.
Sie war tatsächlich da gewesen. Und verdammt, es war seine Idee gewesen.

Schwarz und weiß, hatte sie gesagt.
Schwarz und Weiß, das war die andere Seite. Wer hätte das gedacht?

Es sah zum Himmel, die Schneeflocken wirbelten durch den Abend. Sterne, die hätte er jetzt gern gesehen. Doch nichts da, nur schwere graue Wolken, so tief, dass er sich automatisch bückte.
Sein Atem schlüpfte ihm wie kleine Geister aus dem Mund und zerfloss dann in der Kälte.

Weinen tat er schon lange nicht mehr.

Er konnte ihr Lächeln nicht vergessen.
Und er war sich sicher, dass sie den Preis gewusst hatte.

Der Zettel war mitgenommen, oft durchnässt und wieder getrocknet.
„Seifenblasen. Auf Seifenblasen müsst ihr euch setzen und sie werden auch von allein hinüber tragen.“

Er wusste nicht, was sie geraucht hatte. Doch es waren nie Rauchkringel herausgekommen. Sondern Seifenblasen.
Vielleicht war das dunkle Krümelzeug, dass sie immer in die Shisha getan hatte, gar kein Kraut gewesen.
Sondern Küsse.
Getrockenete Küsse.

„Ich weiß. Ich weiß, die Naturgestze verbieten es ihnen.
Aber bitte, wie erklären sie sich denn die Entstehung der Seifenblasen?
Es sind nichts als Küsse. Küsse im Sonnenschein.
Ich weiß.
Ich weiß, das geht nicht. Aber hey, ich bin darauf geritten!“

Er öffnete seine Hand.
Die Blumen fielen in den Schnee, genau vor den Steinsockel.
Ringsherum standen Kreuze.
Doch ihr Grabstein war eine Kugel, mit Strahlen daran.
Auf diesen Friedhof schien immer die Sonne, strahlend wie ihr Lächeln.

Sie waren ein Kontrast im Schnee.
Es war schwer gewesen, Blumen in schwarz-weiß zu finden. Doch er kannte die richtigen Läden.
Es waren Läden, die wie Schubfächer an den Häusern hingen, und in denen es immer regnete. Sie hatten Gardienen, die lebten und in einigen liefen Ziegen herum, pinke Ziegen.
Und es gab schwarz-weiß geringelte Blumen zu kaufen.

Dort, wo sie war, würden die bunt sein.
Er hatte ihre Logik verstanden, die Logik des Regenbogens.

„Ich hoffe, sie können weiter lachen über mich. Sie sehen so glücklich aus, wenn sie lachen.
Ihre Fassade glänzt dann in der Sonne.

Und ich hoffe, ihr kommt mir nach.
Ich habe euch den Weg geebnet, meine lieben, vorsichtigen Freunde, und nun könnt ihr kommen.
Es lohnt sich.
Ihr wisst doch.
Ihre Welt geht bis zum Regenbogen. Und dahinter, darunter und darüber, da sehen sie nicht hin.
Dabei leuchten die Sterne darüber! Und die Blumen blühen darunter!
Doch sie wollen all das nicht sehen, weil sie sich nicht trauen, ihn als Grenze zu überschreiten.
Aber unsere Welt, die fängt doch erst an am Regenbogen. Das hier ist der Keller, und hinter dem Regenbogen, überall da, wo noch niemand war, da ist unsere Welt!
Kommt mir nach.
Und wenn ihr kommt, habe ich Kakao für euch gekocht, versprochen.“

Er konnte es bildlich vor sich sehen.
Sie mit ihren grünen Haaren und den dunkelgrünen Wimpern, wie sie auf einer Seifenblase saß und auf des Regenbogens bunten Flammen Kakao kochte.

Er drehte sich um, die Blumen waren schon halb eingeschneit, und entfernte sich schweren Schrittes von ihr. Die Hängematte, die sie an ihrem Garb befestigt hatte, hing trostlos da und füllte sich immer weiter mit den weißen Himmelstränen.

Eines Tages, dachte er. Eines Tages würde er ihr folgen; eines Tages würde auch er die andere Seite des Regenbogens sehen.
Und dann würde er sie endlich nicht mehr vermissen.

Am Tor drehte er sich noch ein letztes mal um.
Die Blumen waren verschwunden.
Aus dem Schnee über ihrem Grab stiegen Seifenblasen auf.

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