Drachenreiter
Als die Menschen kommen, müssen die letzten Drachen fliehen. Silberdrache Lung und seine 'Drachenreiter' Ben und Schwefelfell fliegen in das große Abenteuer: die Suche nach dem Saum des Himmels.
In Drachenreiter geht es um den jungen Drachen Lung, der sich zusammen mit einem Koboldmädchen und einem Menschenjungen auf die Suche nach dem Ort begibt, von dem angeblich alle Drachen herstammen: dem Saum des Himmels. Denn die letzten Drachen suchen einen Zufluchtsort, einen Zufluchtsort vor den Menschen. Natürlich wird die Reise gefährlich, vor allem, weil ihnen jemand folgt - Nesselbrand, der Goldene Drache, der keineswegs wie Lung nur von Mondlicht lebt. Aber mehr verrät Cornelia jetzt nicht.
- Erstmals erschienen 1997
- Lesealter Ab 10 Jahren
- Illustriert von Cornelia Funke
- Verlag Dressler
- Erhältlich bei genialokal.de
- Auch erschienen als Hörbuch · Hörspiel · eBook
Unter den Tannen war es dunkel, so dunkel, dass man den Spalt kaum sah, der in der Bergflanke klaffte. Wie ein Schlund schluckte er den Nebel. »Sie wissen nichts«, schimpfte die Ratte. »Das ist das Problem. Sie wissen gar nichts von der Welt. Nichts, überhaupt nichts.« Vorsichtig sah sie sich noch einmal um, dann verschwand sie in der Spalte. Eine große Höhle verbarg sich dahinter. Die Ratte huschte hinein, aber sie kam nicht weit. Jemand packte ihren Schwanz und hob sie in die Luft.
»Hallo, Ratte! Was machst du denn hier?« Ratte schnappte nach den pelzigen Fingern, die sie festhielten, aber außer ein paar Koboldhaaren bekam sie nichts zu fassen. Wütend spuckte sie sie aus. »Schwefelfell!«, fauchte sie. »Lass mich auf der Stelle los, du hohlköpfige Pilzfresserin! Ich habe keine Zeit für Koboldscherze.« »Keine Zeit?« Schwefelfell setzte Ratte auf ihre Pfote. Sie war noch ein junges Koboldmädchen, klein wie ein Menschenkind, mit geflecktem Fell und hellen Katzenaugen. »Wieso, Ratte? Was hast du denn so Wichtiges vor? Brauchst du einen Drachen, der dich vor hungrigen Katzen beschützt?« »Es geht nicht um Katzen!«, zischte Ratte wütend. Sie mochte Kobolde nicht. Aber alle Drachen liebten die Pelzgesichter. Sie lauschten ihren seltsamen kleinen Liedern, wenn sie nicht schlafen konnten. Und wenn sie traurig waren, konnte niemand sie besser trösten als so ein frecher, nichtsnutziger Kobold. »Wenn du es wissen willst, ich habe schlechte Nachrichten, sehr schlechte«, näselte Ratte. »Aber die werde ich nur Lung erzählen, ganz bestimmt nicht dir.« »Schlechte Nachrichten? Pfui, Schimmelpilz. Was denn für welche?« Schwefelfell kratzte sich den Bauch. »Setz — mich — runter!«, knurrte Ratte. »Na gut.«
Schwefelfell seufzte und ließ Ratte auf den felsigen Boden hüpfen. »Aber er schläft noch.« »Dann werde ich ihn wecken!«, fauchte Ratte und lief tiefer in die Höhle hinein, dorthin, wo ein blaues Feuer brannte und Dunkelheit und Nässe aus dem Bauch des Berges vertrieb. Hinter den Flammen schlief der Drache.
"Drachenreiter" habe ich geschrieben, weil ich genau das nun mal schon immer gern tun wollte — auf einem Drachen fliegen, und was man schreibt, erlebt man auch — wenn man sich etwas Mühe gibt, es sich auch wirklich vorzustellen... , was mir noch nie allzu schwer fiel.
Ich habe "Drachenreiter" aber auch noch aus anderen Gründen geschrieben. Ursprünglich geht das Buch auf einige Ideen zurück, die in meinem allerallerersten Buch "Die große Drachensuche" stecken. Jemand kam auf die Idee, daraus eine Serie machen zu wollen und fragte mich, ob ich es nicht länger schreiben kann. Nun, man kann ein Buch nicht einfach länger machen — also beschloss ich, es neu und anders zu schreiben. Und dann fand ich, dass es eigentlich keine Serie ist und behielt die Filmrechte. So kam es — auf Umwegen -, dass ich mein erstes wirklich dickes Buch schrieb. "Drachenreiter" brachte mich auf den Geschmack, dicke, lange Bücher zu schreiben. Nur lange Geschichten haben irgendwann ein so eigenes Leben, dass sie selbst für die, die sie schreiben, ein Abenteuer sind. Es gab aber noch einen Hintergrund, überhaupt je eine Drachengeschichte zu schreiben: Ich wollte sie zeichnen... und all die anderen seltsamen Kreaturen, die ich mir für dieses Buch ausdachte.
Ich habe heute noch den Geruch der Pilze in der Nase, die mir die Nachbarskinder damals brachten, weil sie wussten, dass das Koboldmädchen in Drachenreiter Pilze isst. Dann ist da noch der Homunkulus, Fliegenbein, der von allen Figuren, die ich je erfunden habe, eine meiner Lieblingsfiguren ist — und die Seeschlange... es macht sehr viel Spaß, eine Seeschlange zu zeichnen.
Weitere Teile der »Drachenreiter«-Serie