Liebesbriefe an die Zeit
Geschrieben von Fire
Vorwort
... wobei die Zeit hier von einem ca. 100 Jahre alten Gelände mit mehreren, durch unterirdische Gänge verbundenen Gebäuden (hier wegen Rechtlichem einfach L.S. genannt), vertreten wird. Ich habe mich in diese Gebäude verliebt, und jetzt kommt dort niemand mehr hinein... Alles weitere spricht hoffentlich aus den gesammelten Gedichten für sich, sozusagen ein Nachruf für den wunderbarsten Ort der Welt. Viel Spaß beim lesen und in die Zeit verlieben. Viele liebe Grüße, Fire
Sonnenschein auf den Dächern des L.S.
die sonne malt ein lächeln
mit schatten auf das dach
fantasie hängt dick und schwer am himmel- kontraste hinter den bäumen
der wind flüstert von freiheit
kleine partikel des glücks
schweben durch die luft
paaren sich mit tiefgrundenen fragen
und tanzen um den alten mond
den die sonne mit meinen haaren streichelt
und die zeit tanzt tango um uns
während sich die gedanken zu den vögeln
auf die wolken setzen
und augen strahlen hinein
in das schöne leben hinter den wolken
in der sonne
Gewitter im L.S.
deine wände zittern
mitgenommen von all den jahren
in denen andrer sicherheit sie waren.
deine fenster splittern
bei jedem donnergrollen
die wie untergänge über die lande rollen.
deine alten augen gefahren wittern,
auch im hellen blitzeslicht
vergeht der tiefe schrecken nicht.
wird der wind das dach wie pappe nur zerknittern?
wird die decke uns unter sich begraben,
was bedeutet der tür unerträgliches schaben?
wirst du uns beschützen,
in dieser unheilvollen nacht?
werden die alten balken noch was nützen,
wenn der nächste donner kracht?
Das Rad der Zeit
alte geschichten rieseln
von den wänden
flüstern ihre
geheimnisse
in die dunkelheit.
die zeit tanzt tango
auf den scherben
zerbrochener fenster
und im spiegelbild
zugemauerter türen.
der bauzaun, der da an der mauer lehnt
erntet nichts als ein spottendes lächeln
von den geistern der alten zeit.
der reichtum, der von der decke bröckelt
hüllt die alten träume
von macht und geld und gold und glück
in graue schleier aus putz.
die stillen winde
auf den dächern
flüstern von der freiheit
die die unter den schützenden ziegeln
stets vergebens suchten.
schwarze asche auf den mürben balken
lächelt wissend den grünen keimen zu
die im namen der natur
sich alte schätze wieder nehmen.
kleine künste an den einst weißen wänden
übersieht der wachmann
der im pakte mit dem bauzaun
müde seine runden durch die vergangenheit schleicht.
L.S. bei Nacht - gereimt
die alten häuser flüstern ihre geschichten in die nacht
und tausend winde wispern in den leeren fenstern leis und sacht.
zwischen geröll und schutt auf altem boden
werden alte lieben wachgetragen von den geistern die hier wohnen
spielen sie mit herzen schach.
und die bäume beginnen sanften tanz
malen ihre schatten in den wind
beleben verstorbene momente ihrem glanz
und irren da, wo irren glatte wege sind.
alte worte plagen
der schwäche mit der zeit
entstehen aus der nächte schatten schal
vergessenes zu berühren noch bereit
errichten sie ein schwankend mal.
und die sterne stehlendem zelt all seine herrlichkeit
blinken in wunden herzenbis asche auf die wunden schneit.
und ein schleier, sanft und dünnvoll harmonie und melanchol
vereint sich mit gedankentum
und verlässt der gebäude häuslich wohl.
abschied nehmen
von lang angesammeltem lebenswillen, lebensmut
abschied auch dem seligen vergeben
da in jedem vergehen auch die ewigkeit schon ruht.
Freiheitstanz
unter mir ein dach
und darauf meine füße,
tanzen.
bass in meinen ohren
zeichnet die bunten bahnen
in die dunkelheit
denen meine beine folgen werden.
eine stadt liegt da unten
und das dunkle zelt da obenwinzige lichter in derunendlichkeit
werden zu hellen fädenin der dunkelheit.
worte von freiheit
hallen durch die nacht,
frei wie vögel
auf den dächern
weit über den menschen.
die luft ist schwer
vom duft der restaurants
und die nacht bleich
vom licht der stadt,
der mond verdeckt
von kleinen türmchen.
verrücksein
spielt mit neuen dimensionen
während meine arme
über den rand des daches
ragen
und die luft
immer kühler wird,
und das alte gebälk mit den schlafenden ziegeln
unter meinem glück
ächtzen.
ich bin hier
und ich bin frei
und ich bin glücklich.
Kamera
und da filmt sie nun, die kamera
überwacht den wohlbekannten raum;
doch die geschichten, die dort wuchern
siehet sie wohl kaum.
ein kaltes ding aus plastik und metall
soll den zauber bewachen,
doch der zauber alter zeiten,
kann darüber nur lachen.
die geheimen geister
die niemals von den rauen wänden weichen
wird keine noch so moderne technik
auf fade überwachungsbildschirme zeichnen,
niemals wird ein mensch verstehen
wenn er den leeren gange sieht
was viele, viele menschen tag und nacht
vor die alten wände trieb,
und man hält sie weiter fern
die verrückten freunde der geister
doch auch auf renoviertem gestein
wird die vergangenheit kleben bleiben wie kleister.
Malen im L.S.
ideen wachsen
aus gebrochenen
dielen
details fließen
aus den löchern
aus denen einst die ziegel fielen
kraft rinnt
aus glas- gesplittert
inspiration entschwebt
wo man einst
gewinn gewittert
und jemand hat der zeit
ihren fluss genommen
der geister netz
dem wir nicht entkommen
und meine hand malt
lust auf das uralte gestein
worte verbunden mit
formen
die kunst und altern nun verein
Der Zaun
ein zaun steht da
versperrt den weg.
wir stehn davor,
schieben ihn weg.
ein fahrradschloss
kettet ihn an
wir klettern drüber
und wieder ist der wachmann dran.
spitzen aus metall
oben auf dem zaun
wir kriechen drunter durch
es stört uns kaum.
unten drunter dann alles verrammelt- mann könnte ihn noch aufbiegen
doch da, das offne fenster
scheint nicht all zu weit oben zu liegen…
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Zu dieser Geschichte gibt es 3 Kommentare
Einen Kommentar hinterlassenOh Gott, wie kannst du das nur??? Es ist wunderschön! Man kann in deinen Gedichten richtig versinken...
wow!!! echt schön!!! warst du schon mal im L. S.?
LG LESERATTE
Ohh ich liebe es wie du mit den Wörtern umgehst! Du findest einfach an jeder Stelle die richtigen... Total gefühlvoll geschrieben, so dass ich mir den Ort richtig vorstellen kann und am liebsten dahin möchte um ihn richtig kennenzulernen Auch wenn das sentimental klingt, ich bekomme wirklich Sehnsucht. LG Deine Moon