Liebe im Getriebe

Written by Carolin Paar

Preface

Liebe Cornelia, als Kind hab ich „Tintenherz“ so oft gelesen, dass ich viele Teile auswendig wusste. Heute bin ich halbwegs erwachsen und liebe deine Bücher immer noch :) Ich freue mich, falls du oder ihr Lust habt, mein Gedicht auf deiner Seite zu zeigen. Liebe Grüße, Carolin Paar

Ein braunes Männchen, ein weißes Mädchen
stemmen sich gegen Walzen und Rädchen.
Zwei weiche Faktoren im Hämmern und Bohren
wandeln sie sorgsam auf Zehenspitzen,
lugen durch Fugen und spähen durch Ritzen,
rauben sich ihren Raum auf Erden,
anstatt vom Getriebe zerquetscht zu werden.

Weil eine das kann, was der andre nicht kennt,
weil einer das spürt, was die andre nicht sagt,
weil jeder zuerst nach dem andren fragt.

Zwei heimliche Diebe, staubfeine Abriebe
finden den Weg aus dem harten Getriebe.
Nehmen sich bei der Hand, springen über den Rand
der Zeit, der Möglichkeit,
landen zu zweit in der Zwischenzeit,
bald befreit von dem, was dort bestand.

Weil einer das kann, was die andre nicht kennt,
weil eine das sagt, was der andre vermisst,
weil einer dem andren der Starke ist.

Der Dampf bläst weiter, die Kolben mahlen,
die Walzen quietschen, die Lampen strahlen.
Und unbekümmert auf einem Rädchen
baumeln die Beine vom weißen Mädchen.
Und zwischen dem Schnarren der Zähne und Reifen
hörst du vom braunen Männchen das Pfeifen.

Weil einer das kann, was die andre nicht kennt,
weil eine das löst, was beim anderen klemmt.

Weil die zähe Walze, die harte Struktur,
das Klappern und Rattern der Apparatur,
die Rädchen, die kreischen, die Kolben, die mahlen
und alles darum und daran
den liebenden Wesen nichts anhaben kann.

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