Die Silberne Stadt

Escrito por Tina

Prólogo

Ich habe vor kurzem für einen Schreibwettbewerb eine Kurzgeschichte verfasst und würde mich freuen, wenn sie auch auf dieser Seite zu sehen wäre. Mit freundlichen Grüßen, Tina

Acht Stunden, vier Minuten und einundzwanzig Sekunden ist es her, seit ich gestorben bin. Jap. Tod. Einfach so. Das heißt ich war nicht eine dieser armen Unglücksraben, die ihr halbes Leben gegen eine beschissene Krankheit kämpfen mussten, um dann doch zu verlieren. Nein, ich bin einfach nur ein Pechvogel, der zur falschen Zeit am falschen Ort war. Und ich bin stinksauer. Vor allem auf den Typen, der mich umgebracht hat. Ich wollte doch eigentlich nur nach einem ätzenden Tag beim Bäcker einen Spritzring kaufen. Diese Dinger sind die pure Zuckersünde, aber einfach nur himmlisch lecker und haben es immer geschafft, meine Laune etwas anzuheben. Und dann kommt da einfach so ein Mann mit einer Pistole und will die Bäckerei ausrauben. Ich meine Hallo? Warum eine Bäckerei? Hatte er Hunger und kein Geld dabei? Nachdem er dann auch mal gemerkt hatte, dass neben dem Laden zwei Polizisten gerade Mittagspause gemacht haben, hat er dann das große Flattern bekommen und wollte sich erschießen. Leider hat er nicht sich erschossen, sondern mich. So ein Depp. Erst ist er zu blöd eine Bäckerei auszurauben und dann erwischt die Kugel anstatt ihn selbst mich. Voll in die Brust. Für alle, die noch nie erschossen wurden: Es tut höllisch weh. Ungefähr so, wie wenn ihr euren Zeh an der Bettkante einstoßt, nur hundert Mal schlimmer. Es zerreißt euch innerlich. Es war das Schlimmste, was ich je erlebt habe, und es hat ganze drei Minuten gedauert. bis ich tot war. Jetzt werden manche sagen, dass drei Minuten ja nicht lange sind. Das mag auch stimmen, aber wenn ihr unter höllischen Schmerzen dabei seid zu verbluten, kommt es euch vor als wären es Jahre. Und jetzt bin ich hier. Mit einem Loch in der Brust und einem gigantischen Blutfleck auf meinem Lieblings-Shirt. Ich meine, wer würde ein T-Shirt mit der Aufschrift „Meine Aufwärmung ist dein Workout“ nicht lieben? Dabei mache ich gar keinen Sport. Aber das muss ja niemand wissen. Und erfahren wird es jetzt auch keiner mehr. Ihr fragt euch wo ich bin? Im Dazwischen. Es ist ein bisschen wie das echte Leben, nur das alles von einem weißen Schein überzogen ist und man die Menschen nur sehen, aber nicht berühren kann. Umgekehrt nehmen einen die Menschen gar nicht mehr war. Man ist sozusagen ein Geist, nur mit einer Seele. Wenn man hier ankommt wird man von Engeln und Dämonen empfangen, die einem mitteilen, ob man in den Himmel darf oder in die Hölle muss. Das Dazwischen ist sowas wie ein Empfangsbereich und für Leute wie mich ein Wartezimmer. Ich wurde höchstpersönlich von Azrael empfangen. Ich habe nie wirklich an Gott, den Teufel, Dämonen oder Engel geglaubt und trotzdem wusste ich, als ich sie sah, dass es Azrael ist. Ja, der Todesengel ist eine Frau. Und sie ist wunderschön. Mit wallendem, silberblonden Haar und einem weißen sehr durchsichtigen Leinenkleid, wodurch man mehr sehen konnte, als mir lieb war, stolzierte sie auf mich zu und stellte sich vor mich. Ich betrachtete ihre beige farbenen Flügel, die fast eine Spannweite von drei Metern hatten und blickte ihr anschließen in die hellgrauen Augen…die keine Pupillen hatten? „Ich darf dir mitteilen, dass du zu uns in die silberne Stadt kommen darfst, mein Kind“, sagte sie mit lieblicher  Stimme. „Also komme ich in den Himmel? Aber ich habe doch nie an Gott und so was geglaubt…“ „Du hast ein reines Herz und eine ungetrübte Seele, mein Kind…“ „Aber?“ „Ich weiß gar nicht wie das passieren konnte. Das ist das erste Mal. Ich darf dir das eigentlich gar nicht verraten  aber jeder Mensch auf der Welt hat von Grund auf einen Schutzengel bei sich. Einen Freund, der immer um ihn ist, der immer in seiner Nähe bleibt. Im Laufe seines Lebens entscheidet sich dann, ob man ihn gegen einen Schutzdämon eintauscht, für all diejenigen, die in die Hölle kommen, oder man seinen Schutzengel behalten darf, damit sie die Person in den Himmel geleiten. Sobald man stirbt erwarten die Engel und Dämonen denjenigen schon hier im Dazwischen, wobei die Dämonen immer länger brauchen, weil sie vorher zurück in die Hölle müssen, aber das ist eine andere Geschichte. Doch dein Schutzengel, mein Kind, ist nicht aufgetaucht.“ Ist starrte sie ungläubig an. „Es…es gibt Schutzdämonen?“ Ein Nicken Ihrerseits. „ Und mein Schutzengel ist nicht aufgetaucht?“ Noch ein Nicken. „Aber das ist doch nicht weiter schlimm. Ich meine, ich kann doch hier warten, bis er kommt, oder?“ Zweifel schnürten mir die Kehle zu. Sie lächelte mich mitfühlend an. „Genau darin besteht das Problem. Die Himmelskinder können nur zwölf Stunden hier verweilen, danach werden sie in die Hölle geschickt.“ „Waaas? Aber warum?“, fragte ich aufgebracht. „Das ist zu kompliziert, um es dir genau zu erklären. Aber nur so viel: Die Plätze der silbernen Stadt sind sehr begehrt. Jeder möchte in den Himmel, meine Liebe. Darum beschlossen wir, dass die Menschen mit den reinen Seelen genau zwölf Stunden Zeit haben nach ihrem Dahinscheiden.“ „Moment. Sie sagten doch vorhin, dass mein Fall mit einem verlorenen Schutzengel das erste Mal wäre, wozu gibt es dann diese Regel?“ „Mein Kind, manche Menschen wollen einfach nicht akzeptieren, dass ihr Erdenleben zu Ende ist. Ja, sie weigern sich sogar, sich dieser Tatsache anzunehmen. Sie wollen hier bleiben, bis sie irgendwann verschwinden. Denn das passiert mit diesen törichten Wesen, die denken, sie könnten für immer hier, bei ihren Liebsten bleiben. Wenn diese Seelen nicht in den Himmel oder die Hölle gehen, verschwinden sie für immer. Auch aus den Erinnerungen der Menschen.“ Erklärte sie mit nüchternem Ton. „Aber diese Regel ist offensichtlich auf meinen Fall nicht anwendbar. Ich weigere mich ja nicht. Ich möchte in den Himmel.“ „Ach, mein Kind. So leid es mir tut, diese Regel darf unter keinen Umständen gebrochen werden.“ Tränen stiegen mir in die Augen und drohten mich zu überwältigen. „Aber was soll ich denn jetzt tun?“ „Hoffe und bete. Du kannst deinen Engel rufen, wenn du dich nur genug anstrengst.“ Puff. Damit war sie einfach weg. „Beten? Ich weiß ja nicht mal, wer mein Schutzengel ist“, grummelte ich. Und jetzt bin ich hier. Bete gefühlt seit Stunden unaufhörlich und komme mir irgendwie verarscht vor. Das war ja klar, dass das nicht klappt! Warum immer ich? Als wäre ich nicht schon genug gestraft, weil ich aus Versehen erschossen wurde. Jetzt musste ich auch noch hoffen, dass mein unqualifizierter Schutzengel mich noch rechtzeitig rettet. Inzwischen hatte ich schon acht Stunden hier verbracht und stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Soweit das eben möglich ist, wenn man tot ist. Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter. Ich drehte mich rum und sah mich einer alten, schrulligen Frau gegenüber. „Entschuldigen Sie bitte, aber ich habe Ihre missliche Lage mitbekommen. Ich frage mich ernsthaft, ob Sie sich genügend anstrengen. Also wenn ich in Ihrer Position wäre, würde ich tief in mich gehen und diesen Engel hier her holen, damit er mich dahin bringt, wo ich hin gehöre.“, sagte sie spitz. „Wie bitte? Sagen Sie mal, haben Sie keine besseren Probleme oder jemand anderen, dem Sie ihre unnötigen Hinweise aufschwatzen können?“, entgegnete ich schnippisch. „Sie haben recht, ich hätte mich nicht einmischen sollen. Aber ich sag Ihnen noch eins. Ich komme sowieso in die Hölle, daran kann ich nichts ändern. Aber Sie haben Glück. Sie haben das große Los gezogen. Also kommen Sie in die Gänge und nutzen Sie es verdammt noch mal.“ Damit drehte sie sich um und stolzierte davon. Irgendwie hatte sie ja recht, dachte ich. Seufzend ließ ich mich auf den Boden sinken, legte meinen Kopf in den Nacken und faltete meine Hände. Bitte Schutzengel, wer auch immer du sein magst, lass mich nicht im Stich. Wenn du nicht kommst bin ich verloren. Bitte. Bitte. Bitteeee… Starke Arme legten sich um mich und eine tiefe Stimme, die ich nur zu gut kannte, flüsterte mir ins Ohr. „Schh. Ist ja gut. Ich bin da und bringe dich an den Ort wo du hingehörst.“ Ich schlug meine Augen auf und sah meinen besten Freund vor mir…der mein Schutzengel war!!! „DU bist mein Schutzengel? Das soll wohl ein Scherz sein!“ sagte ich aufgebracht. „Schuldig im Sinne der Anklage. Aber ich weiß nicht warum das ein Scherz sein sollte.“ „Wie konntest du mich hier Stunden lang alleine lassen?“ Ich war empört und schlug ihm so fest ich konnte gegen die Brust. „Ich dachte, ich muss in die Hölle…“ Meine Tränen stiegen erneut auf. Er nahm mich wieder in den Arm, die Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen. „Es tut mir leid, dass du meinetwegen solche Angst hattest. Aber ich hätte niemals zugelassen, dass du dort hin musst. Jetzt bin ich hier und führe dich in ein neues Leben.“ „Ja das bist du mir sowas von schuldig“, sagte ich schniefend und befreite mich von ihm. Er hielt mir seine Hand hin und half mir auf. „Bist du bereit?“ „Ich bin schon lange bereit“, entgegnete ich und legte meine Hand in seine. Und endlich bringt er mich in die silberne Stadt…einen besseren Ort. …

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