Anna-Geschichten
Cornelias Tochter Anna und ihre allerbeste Freundin Marie genießen den Sommer und entdecken die Welt. Eine Sammlung zum Platzen lustiger und zärtlicher Geschichten aus Cornelias persönlichen Erinnerungen.
Für Anna ist jeder Tag ein Fest! Am schönsten aber ist die große Geburtstagsparty, die sie gemeinsam mit ihrer besten Freundin Marie feiert - im Hof, mit vielen bunten Girlanden, Musik und Schokotorte. Und alle feiern mit: Mama, Papa Titus, Annas Freund David und die anderen Kinder und Erwachsenen, die hier wohnen. Und was macht Anna sonst noch so im Sommer? Ein Picknick in der Sandkiste, und dann hilft sie ihrer Mama, ein Gemüsebeet anzulegen - damit alle Nachbarn im Herbst frische Bohnen essen können!
- Erstmals erschienen 2007
- Lesealter Ab 6 Jahren
- Illustriert von Cornelia Funke
- Verlag Dressler
- Erhältlich bei genialokal.de
- Auch erschienen als Hörbuch · eBook
"Oje, Oje", sagt Mama. "Wir kommen schon wieder zu spät." Sie stopfte Annas Frühstücksdose in den Rucksack. "Los, beeil dich, kleine Schnecke." "Geht nicht", sagt Anna. Sie macht gerade Knoten in ihre Schuhbänder. Bei so was kann man sich nicht beeilen. Mama knöpft Annas Jacke zu. Das kann Anna nun wirklich selber. "Wir nehmen Marie heute mit zum Kindergarten", sagt Mama. "Warum?", fragt Anna. "Maries Mama ist krank", sagt Mama. "Warum?" Anna hält Mama die Füße hin. Schleifen kann sie nämlich noch nicht. Nur Knoten. "Warum, Warum!", sagt Mama. "Sie ist erkältet." "Erkältet? Ist doch nicht schlimm", sagt Anna. Sie ist oft erkältet. Das macht ihr überhaupt nichts. Mama seufzt nur und bindet zwei wunderbare Schleifen. Ganz ohne hinzugucken. Marie kann auch schon Schleifen machen. Sagt sie. Aber Marie hat ja auch einen großen Bruder. Außerdem wird sie in zwei Tagen schon fünf.
Marie ist Annas allerbeste Freundin. Jedenfalls meistens. Und sie wohnt in der Wohnung nebenan. Anna klingelt dreimal. Damit Marie auch weiß, wer da ist. Trotzdem dauert es ziemlich lange, bis die Tür aufgeht. So lange, dass Mama schon ganz zappelig wird. "Hallo", sagt Marie. Das klingt gar nicht so wie sonst. Ganz traurig klingt das. Maries Augen sind rot, wie die von einem Kaninchen. Maries Mama hat auch rote Augen. Aber ihre Nase ist noch röter. Ihre Haare sind ganz strubbelig, und in jeder Hand hält sie ein zerknülltes Taschentuch. "Tschüss, Marie", sagt sie. Das klingt als ob sie eine Wäscheklammer auf der Nase hätte. Marie sagt gar nichts. Marie läuft einfach die Treppe runter. Ganz schnell. Was soll das denn?
Diese Geschichten habe ich geschrieben, als meine Tochter Anna in den Kindergarten ging. Ihre Freundin Marie gibt es wirklich, ihr Freund David war etwas anders als der im Buch, aber die Kuh Millie war wirklich Annas Lieblingsstofftier und ich habe versucht, sie ziemlich genau abzuzeichnen.
Oma Kittel ist ein bisschen so wie meine Oma Hedwig, alles andere ist erfunden — der Hof, das Haus, die Eltern und der fiese Titus auch. Aber die Beerdigungsspiele sind bei uns im Garten fast genauso passiert, und dass Anna immer Kleider anziehen wollte, stimmt auch.