Adolfo Córdova Ortiz Schriftsteller und Journalist aus Mexiko

Foto: Michael Orth

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Adolfo ist Schriftsteller, Journalist und Forscher. Er lebt und arbeitet in Mexiko Stadt. Geboren wurde er 1983 in Veracruz. In Barcelona studierte er Kinder- und Jugendliteratur. Seine Bücher wurden mehrfach ausgezeichnet. Er gibt Kurse und unterrichtet an Universitäten in Mexiko und anderen Ländern. Adolfos Frau Mariela Sancari ist Fotografin und hat 2019 zusammen mit Adolfo am "Artists-in-Residence-Programm" auf Cornelias Farm teilgenommen.

Das Interview mit Adolfo haben wir 2019 geführt.

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Foto: Michael Orth

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Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Ich habe wie viele junge Leute als Heranwachsender mit dem Schreiben begonnen. Ich wollte das, was mit mir in jener Zeit passierte, zum Ausdruck bringen. Meine Wünsche, was mich bewegte, die großen und kleinen Ungerechtigkeiten, die ich beobachtete. So begann ich, Gedichte und Prosa zu schreiben. Ich las auch meinen Schulfreunden vor und gestaltete kleine Gedichtbände, die ich heute niemandem mehr in der Welt zeigen würde. Aber für mich sind sie immer noch sehr kostbar, für mich persönlich, für meinen Weg als Schriftsteller.

Ich wurde erwachsen, und das Schreiben hat mich reifen lassen. Bevor ich mein Studum begann, lebte ich ein Jahr in Belgien und schrieb dort Reiseberichte und Gedichte. Während meines Journalismus-Studiums an der Universität erfand ich surrealistische Geschichten. Über Drachen und Feen schrieb ich das erste Mal, als ich bei einer Zeitung in Mexico City arbeitete.

Ich habe mich immer hin und her bewegt zwischen Prosa und Sachbuch, und wenn ich heute darüber nachdenke, dann drückt sich darin mein Wunsch aus, mich selbst und die Welt um mich herum zu verstehen.

Und wie bist du hierher zum Saum des Himmels gekommen, als "Artist-in-Residence"?

2017 fand in Guadalajara wieder die internationale Buchmesse statt. Ich wurde gebeten, dort vor Publikum mit Cornelia ein Live-Interview über Skype zu führen.

Bevor die Fans damals den Konferenzraum betraten, erzählte mir Cornelia, dass sie ein "Artists-in-Residence-Programm" für junge Künstler starten möchte. Das hat mich begeistert, und ein paar Monate später schrieb ich Cornelia eine Email, in der ich mich noch mal persönlich für das tolle Interview bedankte und sie dann auch nach ihrem geplanten Projekt fragte.

Daraus entwickelte sich dann eine Unterhaltung über Drachen, Inseln, den Dschungel und ... Schokolade! Und wieder ein bisschen mehr als ein Jahr später waren Mariela und ich dann zu Gast auf Cornelias Farm. Zauberei :)

Foto: Michael Orth

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Wie hat dir die Zeit auf der Farm gefallen? Hast du dort Inspiration gefunden?

Unsere Zeit bei Cornelia auf der Farm war eine der buntesten und inspirierendsten Erfahrungen, die ich als Schriftsteller bis dahin gemacht hatte. Wir haben unser Tiny House, in dem wir für die Zeit wohnten, "Tibet" genannt, weil es auf einem Hügel stand, von dem aus man über die Farm blicken konnte. Wir haben dort oben Stille und Frieden gefunden. Es war der perfekte Ort, um sich zu konzentrieren, nachzudenken und kreativ zu sein.

Wir haben die Farm auf den wunderschönen Stein- und Holzwegen entdeckt, zwischen Obstbäumen, Kakteen, Sukkulenten und Blumen; wir haben mit Jake und Tabby gespielt, Cornelias Hunde, die uns so ans Herz gewachsen sind. Wir haben in Cornelias fantastischer Kunst-Sammlung und all ihren wunderbaren Büchern geschwelgt — man kann dort überall literarische Schätze finden — , haben mit Angie rumgealbert, mit den anderen Gästen zusammen gekocht und uns stundenlang mit Cornelia unterhalten, ihr beim Arbeiten über die Schulter geschaut, ihre Energie gespürt und ihre Großzügigkeit erlebt. Mariela und ich hatten beide schon an "Artists-in-Residence-Programmen" in anderen Ländern teilgenommen, und ich habe mich immer danach gesehnt, eine Gemeinschaft zu finden, mit der ich mich austauschen und meine Erfahrungen und Entwicklungen teilen kann.

Unsere langen Gespräche mit Cornelia und den anderen Künstlern, Cornelias Kommentare zu unserer Arbeit aber auch zur Literatur, Musik, Kunst und zum Leben im Allgemeinen haben unseren Aufenthalt zu etwas ganz Besonderem gemacht.

Was hast du von dort mit nach Hause genommen?

Neben vielen schönen Erinnerungen und neuen Freundschaften habe ich auch jede Menge neue Geschichten mitgenommen, die nun geschrieben werden wollen! Die Farm ist nicht nur eine Künstlerresidenz, sie ist auch eine Ideenschmiede. Ich habe viele neue Ideen für Projekte, die ich umsetzen möchte. Und: Ich hatte große Schwierigkeiten, mit meinem Inselbuch zu beginnen. Die vielen Workshops, die ich leitete, lenkten mich ab, andere Bücher, die ich fertig schreiben musste, berufliche Reisen...

Aber die Zeit "am Saum des Himmels" und die Gespräche mit Cornelia und meiner Frau Mariela halfen mir, den richtigen Klang für die Geschichten zu finden. So kann ich zusammenfassen, dass ich eine entscheidende Antwort und viele kreative Fragen mit nach Hause gebracht habe.

El dragón blanco y otros personajes olvidados (The white dragon and other forgotten characters); erschienen 2016 im Verlag Fondo de Cultura Económica

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Para la niña detrás del árbol; erschienen 2015 im Pearson Verlag

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La hoguera de bronce. Historia de bosques y selvas; erschienen 2017 bei Secretaría de Cultura

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