Schatten-Rosen
Geschrieben von Emilia Karsch
Dunkel und still legte sich die Nacht über die Petunienstraße. Die alte Straßenlaterne, die wenigstens ein wenig Licht spendete, fing an zu flackern. Doch sie ging nicht aus, so wie es in vielen Gruselgeschichten passiert wäre. Marie und ihre Freundinnen waren auf dem Weg zu ihrer Freundin Sophie, um bei ihr zu übernachten, doch bei Tag sah die Straße viel einladender aus.
„Wir sind da", flüsterte Hannah und tauchte hinter Marie auf.
Die rotbraunen Ziegelsteine sahen bei der leichten Beleuchtung fast blutig aus und die hellrosa Rosen in der Hecke waren nur Schatten, die Maries leichte Furcht noch mehr steigerten. Doch Carlottas Blick war an etwas anderem hängen geblieben, einem zerschlagenen Fenster.
„Was ist da passiert?“ Hannah presste sich die Hände vor den Mund und wich zurück.
„Ich weiß es nicht“, Carlottas Stimme zitterte ein wenig, „hoffen wir nur, dass es nicht Sophies Zimmer ist."
Langsam ging Marie auf die grüne Holztür zu und fuhr mit dem Finger über die Klingelschilder.
„Hier, Finkle, da wohnt Sophie."
Mit zitternder Hand drückte sie auf den Klingelknopf und wartete mit angehaltenem Atem auf das Brummen, mit dem sie die Tür öffnen konnte. Doch nichts geschah. Marie drückt noch einmal auf den Messingknopf. Wieder kein Brummen.
„Sie ist nicht da.“ Seufzend trat Marie einen Schritt zurück und sah sich um.
Über den Dreien kreischte eine Eule und flog davon.
„Wie wär's, wenn wir bei Nachbarn klingeln?“, schlug Carlotta vor, schulterte ihren Rucksack und ging mit großen Schritten zur Tür. „La Rousse klingt doch nett",
meinte sie und drückte den Knopf. Kurz darauf ertönte ein Brummen und Carlotta drückte die Tür auf. Vor ihnen lag ein dunkler Flur, der in einer alten Holztreppe
endete.
„Hereinspaziert, hereinspaziert“, sagte Carlotta mit bemüht freudigem Singsang und fuchtelte mit den Armen, damit Marie und Hannah hereinkamen.
Zögernd kamen die beiden und Carlotta ließ die Tür zukrachen und die Drei standen im Stockdunkeln. Hannah stöhnte auf und begann nach einem Lichtschalter zu
tasten. Doch noch bevor sie ihn gefunden hatte, ging die Lampe über ihren an und tauchte den Flur in grelles Licht. Hannah zuckte mit den Schultern und stieg die
ersten Stufen hinauf. Marie hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, als sie mit ihren Freundinnen Seite an Seite in den zweiten Stock ging. Im Türrahmen links von ihnen
lehnte eine Frau um die dreißig, sie trug eine helltürkisene Jogginghose und ein T- Shirt auf dem kleine Katzen mit großen Augen abgebildet waren. Ihre roten Haare hatte sie zu einem straffen Zopf zusammengebunden. Sie lächelte die Drei mit einem so strahlenden Lächeln an, dass Marie sich fragte, wie sie so viele Zähne darin unterbringen konnte.
„Ah, ihr ’abt bei mir geklingelt ? ", stellte sie mit merkwürdig öliger Stimme fest.
„Ah, ja, tut uns leid, haben wir sie geweckt?“, antwortete Marie mit beschämt gesenktem Kopf.
„ No, no, ihr abt misch nischt geweckt. " Sie lächelte immer noch ihr steinernes Lächeln.
Beunruhigt trat Carlotta einen Schritt auf die Frau zu.
„Sie haben nicht zufällig unsere Freundin Sophie gesehen?“
Die Frau lächelte immer noch als sie mit ihrer öligen Stimme „ No, isch abe sie leider nischt gesehen“ antwortete.
Plötzlich ertönte hinter ihr ein gellender Schrei. Die Mädchen zuckten zurück.
„Oh, nischt beachten." Das Lächeln der Frau verringerte sich ein wenig.
Hannah zog ihre Freundinnen zu sich.
„Sie hat Hannah entführt“, murmelte sie, „wir müssen die Polizei rufen!"
„Bitte was? Nein, das müsst ihr nicht. " Sophie war hinter Marie getreten.
Marie, Carlotta und Hannah waren unglaublich froh sie zu sehen und Hannah umarmte Sophie sogar.
„Wir wäre es, wenn wir erstmal reingehen und dann erzähle ich alles“, schlug Sophie mit leicht amüsierter Stimme vor.
Und sie erzählte wirklich alles. Davon, dass jemand einen Ball durch das Fenster geworfen hatte, wie sie dann rausgelaufen war und den Schlüssel vergessen hatte
und niemand anderes zu Hause gewesen war. Dass sie bei Frau La Rousse gewartet hatte und dass der Schrei aus dem Fernseher gekommen war. Auch Sophies
Vater kam bald und die vier konnten endlich zur Ruhe kommen und in ihren Träumen auf Verbrecherjagd gehen.
Zu dieser Geschichte gibt es 2 Kommentare
Einen Kommentar hinterlassenEine wunderbare Geschichte, doch ich denke, dass du dich ein wenig mit den Namen vertan hast. Sonst aber sehr gut. Du hättest vielleicht das Ende ein bisschen spannender und länger machen können, aber im großen und ganzen sehr gut! Weiter so!
Marie
Wirklich sehr, sehr schöne Geschichte, die du geschrieben hast. Hat auch so etwas meine Aufmerksamkeit gefesselt gehalten. Mach weiter und viel Spaß wenn du Freude am Schreiben hast. Nur ich hätte mir unter dem Titel etwas anderes vorgestellt, als was dann kam, also "Schatten-Rose", das klingt schon interessant ,aber passt nicht so perfekt zu dem, was du geschrieben hast. Trotzdem denke ich, du hast dir viel Mühe gegeben, deswegen will ich nun auch nicht weiter darauf rum hacken . LG Rhea