Singendes Duo

Romantisches Fantasieabenteuer - Das singende Duo?

Es ist ein herrlicher und sommerlicher Sonntag. Flo liegt mit seiner goldschimmernden Drachin Jade auf der warmen Wiese am See. Das Zwitschern der Vögel und das Schnattern der Enten bringt Flo nicht zum Aufstehen und er bleibt gemütlich liegen. Jade allerdings gähnt und streckt ihre bezaubernden Schwingen aus. Sie sieht zu Flo und stuppst ihn zärtlich an.

„Guten Morgen, Flo. Willst du nicht langsam aufstehen?“ 

Er grummelt und dreht sich auf der Wiese; seinen Kopf weg von Jade. Hämisch grinsend spricht sie. 

„Da kommt mein Vater Aris angeflogen. Soll er dich wieder in den See werfen und …“ 

Flo reißt die Augen auf und springt mit rasendem Puls senkrecht nach oben. 

„Wo ist Aris?!  Ich habe doch nichts gemacht und …“ 

Er sieht sich um und kann Drachenvater Aris nicht sehen. Mit einem bösen Blick dreht er sich langsam zur kichernden Jade, die vor Lachen fast in den See fällt. Sie holt Luft und stellt sich zu Flo. 

„Das war nur ein kleiner Scherz. Du weißt, dass meine Eltern nach dem gestrigen Tischtennisturnier nach Bayern geflogen sind. Ich hoffe, dass meine Mami deine Freundin Ramona sicher nach Hause geflogen hat. Darauf zückt Flo sein Handy und sieht eine Nachricht: 'Ophelia hat mich sicher nach Hause geflogen. Vielen Dank auch an dich und sag Jade einen lieben Gruß. Ihre Stimme klingt so süß und zärtlich. Lieben Gruß. Ramona.'

Als er das Jade vorgelesen hat, errötet die Drachin. 

„Sag ihr bitte vielen Dank von mir, und ich fliege sie jederzeit und überall, wohin sie will und ...“ 

Flo hebt schmunzelnd die Hand, damit sich die aufgeregte Jade beruhigt. 

„Wieso sollen wir warten?! Willst du sie anrufen und fragen, ob sie heute etwas Zeit hat? Ich halte dir das Telefon hin, ok?“ 

Gesagt – getan. Nach dem Gespräch freut sich Jade so sehr und wäre fast ohne Flo davongeflogen. Nach einem Brüller von ihm stoppt sie in der Luft, landet und hilft ihm kichernd auf ihren Rücken. Der Flug nach Marbach beginnt.
Währenddessen macht sich Ramona bereits langsam fertig. Während sie sich anzieht, blickt sie nochmals auf das Bild von Jade und Flo, was sie gestern von den beiden gemacht hat. Ich hätte nie gedacht, dass eine Drachin so lieb, nett und so eine schöne Stimme haben kann. Gegen meinen Schatz kann sie aber nicht mithalten. Zumindest nicht bei …
Sie kommt aus den Gedanken, wo sie draußen ihren eigenen Namen brüllen hört. Darauf geht sie aus der Wohnung und wird zuerst von Flo empfangen, der auf sie zustürmt und ganz zärtlich küsst. Sie wollte ihn gerne in ihre Wohnung ziehen, aber Flo wehrt sich kichernd und sieht zur Drachin. 

„Das können wir doch jetzt nicht machen“, meint Flo. „Jade hat sich extra den Weg gemacht. Zieh dir bitte noch eine Jacke an und los geht’s.“

Nachdem sich Ramona mit Flo eine Jacke geholt hat, gehen sie langsam nach draußen und sehen Jade auf der Wiese, die leise singend die Blumen betrachtet.

„Sie scheint völlig abgelenkt zu sein“, kichert Ramona. „Ihre Stimme klingt mehr als zauberhaft.“ 

„Du sagst es. Sie singt gerne, wenn sie glücklich ist.“ Er dreht sich zu Ramona. „Deine Stimme ist auch faszinierend. Mach dich selbst nicht schlecht.“

'Sie nickt und betrachtet Jade, die aufgestanden ist und zu den beiden tapselt. 

„Können wir losfliegen? Wo geht es eigentlich hin?“ 

Ramona zuckt mit den Achseln und greift nach ihrem Handy. Sie durchsucht es nach vielen möglichen Attraktionen und zeigt es Jade und Flo. Die Drachin sieht mit ihren scharfen Augen etwas und tippt ganz vorsichtig auf das Mobiltelefon. 

„Dort scheint es lustig zu sein. Lass uns dorthin fliegen. Da steht neben vielen Attraktionen auch was von leckeren Bratwürsten.“ 

Flo linst in die funkelnden Augen von Jade und fragt, ob es ihr nach Nürnberg nicht zu weit weg wäre. Darauf wirft Jade einen finsteren Blick zu Flo.

„Hältst du mich für FETT und langsam?! Sooo weit wird das nicht sein, stimmts Ramona?“ Sie schüttelt den Kopf und zeigt ihr die Strecke nach Nürnberg. 

Jade gähnt aufgrund der Strecke und schwingt ihre Freunde nach oben. Mit wenigen starken Flügelschlägen befindet sie sich in der Luft und fliegt fröhlich und summend Richtung Nürnberg. Während der Luftbeförderung hält sich Ramona fest umschlungen an Flo fest und lehnt sich vorsichtig an seinen Rücken. Jade sieht zu Ramona und meint spaßig: „Macht aber keinen Quatsch hier oben. Sonst flieg ich neben ein Flugzeug und ihr habt viele Zuschauer.“ Darauf murmelt Ramona, dass es ihr egal wäre, aber flüstert es so leise, dass es niemand versteht.

Der Flug neigt sich dem Ende. Jade fliegt langsam aber sicher nach unten und sieht sich um. Diesmal war Flo schneller und zeigt nach links.  

„Da scheint es zu sein. Lande lieber etwas abgelegen.“ 

Jade nickt und sucht ein sicheres Plätzchen für die Landung. Flo hilft Ramona beim Abstieg und sieht viele Personen, die tuschelnd zu Jade sehen. Die Drachin kümmert es nicht, zeigt sich einfach von ihrer schönen Seite und wünscht allen einen schönen Tag. Flo  fragt Jade, ob sie den Duft der leckeren Bratwürste riechen kann. Die Drachin schnuppert in alle Richtungen und zeigt grinsend nach vorne. Flo läuft vor Jade und prüft, ob sie ohne Probleme durchkommt. Die Personen aus Nürnberg scheinen freundlich zu sein, und gehen ohne Beschwerde zur Seite – bis auf wenige, die etwas tuscheln und dann doch die Straßenseite wechseln.

Am Bratwurststand macht Jade große Augen: unzähliges brutzelt an allen möglichen Grillstellen. Eine nette Dame fragt die zwei Freunde, ob sie eine der besagten Grillwürste haben wollen. Darauf dreht sich Jade weg – sie weiß nicht, warum sie nicht zuerst gefragt wird. Das fällt Ramona sofort auf und spricht zur Frau, warum sie nicht zuerst die Drachin Jade fragt. 

„Sie ist als nächstes dran – nicht wir. Sie kann hören, verstehen und sprechen.“

Die Verkäuferin sieht entsetzt zu Jade, die bereits gehen wollte und ruft sie her. 

„Jade, richtig? Es tut mir wirklich leid, aber ich wusste nicht … wie … ob…“ 

„Wie sie mit mir reden können??“, giftet Jade und aus ihren Nüstern kommt dunkler Rauch. „Nur weil ich kein Mensch bin und …“ 

Jetzt geht Flo dazwischen, bevor es eskaliert. 

„Liebe Jade. Sie kennt dich noch nicht, aber bestimmt werdet ihr noch gute Freunde.“ 

Jade sieht die Verkäuferin etwas skeptisch an und wirft einen kurzen Blick zu Ramona und Flo. Jade atmet ein und aus und spricht im leisen Ton, dass sie gerne 10 Bratwürste hätte.

Während dem leckeren Essen hören sie die Personen am Schnitzelstand nebenan; mit einem lauten und verzweifelten Ton. Ramona isst ihr letztes Stück, wischt sich den Mund ab und geht zur verzweifelten Geräuschquelle. Da es in einem größeren Abstand mehr als hörbar ist, versteht sie die dortige Problematik. Sie denkt kurz nach und sieht zu Jade, die eine Bratwurst nach der anderen verspeist. Flo sieht zu seiner Freundin, die mit den Herren spricht und mehrmals zu Jade zeigt. Ramona kommt mit einem fröhlichen Gesicht zurück und wartet, bis sich Jade nach der letzten Bratwurst die Krallen ableckt. Flo fragt seinen Schatz, ob sie noch ein Schnitzel essen möchte. Ramona verneint es und streichelt Jade. 

„Liebe Jade, ich weiß, dass du alles anschauen möchtest, aber kannst du dem Schnitzelstand eine Zeitlang helfen?“ 

Ramona führt sie zu dem großen Gasgrill. 

„Die Gasflaschen sind leer und die Neuen sind erst in 20 Minuten da. Ich habe gedacht, du könntest ihnen in der Zwischenzeit helfen.“ 

Jade kratzt sich am Kopf. „Soll ich die Gasflaschen abholen?“ 

„Nein, aber könntest du die Schnitzel solange weiter braten? Ich habe dich noch nie Feuer speien sehen, aber du kannst es doch bestimmt, oder?“

Jade dreht sich zu Flo und dann wieder zu Ramona. „Ich habe Flo versprochen, nicht mehr Feuer zu speien, weil dies zu gefährlich ist. Wenn er es erlauben würde …“ 

Flo knufft Jade an. „Jetzt mach schon. Da freuen sich viele Menschen und das gute Fleisch geht nicht kaputt. Lass es aber nicht zur Gewohnheit werden.“ 

Sie verspricht es und setzt sich direkt an den riesigen Grill. Die Männer sehen gespannt zu Jade, die die Grillplatte mit dem Fleisch anschaut. Sie holt etwas Luft und speit eine kleine, wenn auch sehr heiße Flamme direkt auf die Schnitzel; Das Fleisch bleibt heiß und wird schneller durch als zuvor. Alle klatschen für die nette Geste von Jade. Ramona gibt ihr ein Küsschen an den Oberarm und wartet mit Flo, bis die neuen Gaskartuschen angeschlossen sind. Nachdem sich alle mit Applaus bedankt haben, drückt Ramona die leicht erschöpfte Jade ganz fest. Flo lässt die beiden allein, entschuldigt sich und sieht sich in der Nähe um.

Kurze Zeit später kommt er zurück und kann nicht glauben, was er sieht. Ramona füttert Jade erneut mit vielen Bratwürsten. Als die Drachin satt ist und sich bei den Herren bedankt hat, zeigt Flo nach vorne. 

„Schaut mal. Da geht es zur Kaiserburg. Jade – da wolltest du doch hin.“ 

Mit vollem Mund nickt sie, schwingt ihre Freunde auf den Rücken und der kurze Flug zur Burg beginnt. Jade landet direkt davor. Die Beiden rutschen vom goldschimmernden Rücken ab und betrachten das gigantische Bauwerk; selbst die Drachin ist mehr als beeindruckt. Bis zum Vorhof kann der Vierbeiner mit, aber dann fehlt ihr der passende Zugang. Ramona überlegt, was sie tun können, aber Jade zeigt zu den Kindern, die sie mit offenen Augen betrachten. 

„Ihr könnt ruhig einen Rundgang durchs Schloss machen. Ich spiele mit den Kindern „rette die Prinzessin.“ 

Ramona geht zu ihrer Freundin. „Du weißt aber, dass dort der Drache getötet wurde. Macht dir das nichts aus?“

Jade lächelt. „Wir spielen das Spiel etwas anders. Bei meinem Spiel retten WIR zusammen die Prinzessin vor dem bösen Gesindel.“ 

Darauf lachen Ramona und Flo, wünschen Jade viel Spaß und betreten Hand an Hand die Burg. Bedauerlicherweise sieht die Drachin das Händchenhalten und senkt den Kopf. Wo die fröhlichen Kinder neben ihr stehen, zeigt sie wieder ein Lächeln und spielt mit den Kindern.
Flo und Ramona finden die Burg faszinierend und betrachten jeden einzelnen Raum. Als sie in das Verließ kommen, was nur die Beiden anschauen, murmelt Ramona: „Ich glaube nicht, dass man in diese Zellen zu zweit reinkommt. Die sind doch viel zu klein.“ 

Flo lacht: „Wir können ja eine Runde Karten spielen. Das wird bestimmt ein Spaß.“

Als die Zwei ihr Spiel beendet haben, kommt ein Herr vorbei und fragt, woher diese Geräusche gekommen sind. Kichernd stellt sich das Liebespaar blöd, spielt die Ahnungslosen und flitzt Richtung Jade. Oben angekommen sehen sie viele glückliche Kinder um Jade herum, die als Königstochter oder Ritter verkleidet, mit ihr spielen. Sie winkt den beiden Freunden zu und zeigt mit ihren Fingern eine Fünf. Ramona hat verstanden, dass sie noch 5 Minuten mit ihnen spielen möchte und setzt sich mit Flo auf eine Bank und sehen ihr zu. Auf einmal fällt Flo auf, wie Jade die Ohren spitzt und nach oben sieht. 

Plötzlich hört man ein Geschrei und alle sehen zum höchsten Turm der Burg. Ein Kind hängt am Fenstersims und versucht sich mit aller Kraft festzuhalten. Ein Mann versucht es reinzuziehen; schafft es aber nicht. Flo und Ramona wollen reagieren und nach Jade rufen, aber dazu kommt es nicht. Jade springt bereits hoch, breitet ihre Flügel aus und fliegt direkt zu dem Ort des Geschehens. Dann passiert es. Das Kind hat keine Kraft mehr und stürzt schreiend nach unten. Die Eltern halten den Kindern die Augen zu, damit die den tragischen Unfall nicht sehen müssen. Jade fliegt schwitzend zum fallenden Kind und greift nach ihm … und hat es sicher in ihren Klauen gefangen. Durch das schnelle Zupacken hat sie sich am Arm verletzt und beißt ihre Zähne zusammen. Sie landet bei ihren Freunden und überlässt das Kind behutsam den ankommenden Eltern in die Obhut. Die Eltern wissen nicht, was sie sagen sollen und bedanken sich mehrmals unter Tränen bei Jade. Errötet meint sie nur, dass dies jeder machen würde und hält sich versteckt an ihrer Verletzung der linken Hand. Flo ist es aber sofort aufgefallen und bittet Jade in eine abgewinkelte Ecke. Ramona bleibt noch bei den Eltern und dem geretteten Kind und erzählt ihnen viele Geschichten von der goldschimmernden Drachin. Flo geht auf Jade zu und bittet sie, ihre linke Hand auszustrecken. Widerwillig hört sie auf ihn und zeigt die Verletzung. Er zuckt zusammen, denn die Wunde ist tiefer als zuerst vermutet. 

„Das ist nicht schlimm“, antwortet Jade und zieht den Arm weg. „Was unternehmen wir jetzt?“ Flo geht mit ihr zu Ramona und meint. „Gegen Abend gibt es einen Gesangswettbewerb in der großen Sporthalle. Ihr beide habt eine fantastische Stimme. Wollt ihr mitmachen?“ Darauf sehen sich die Freundinnen an und sind überglücklich darüber. Flo lächelt und bittet beide mitzukommen.

Als der Abend anbricht, begibt sich das Dreiergespann zur Halle. An Plakaten können sie viele Sänger erkennen und ein Schild am Eingang. Ramona zeigt auf einen Punkt. „Schaut mal. Man kann auch im Duett singen. Das wäre doch auch was.“

Jade sieht etwas schüchtern zu Ramona. „Ich bin aber nicht so gut wie du, Ramona. Ich will es dir nicht kaputtmachen und …“ 

„Du machst nichts kaputt“, unterbricht sie Ramona. „Wir schaffen das schon. Können wir?“ „Ich komme gleich“, spricht Jade. "Ich muss noch schnell austreten.“

Sie nicken und gehen schonmal rein. 15 Minuten später ist Jade zurück. Als sie die Halle betreten möchte, wird sie von zwei Männern angehalten. 

„Halt! Dies ist nur für Menschen und nicht für Viecher da.“ 

„Meine Freunde sind aber bereits drin. Könnt ihr ihnen sagen, wo ich bin?“ 

Der eine Herr grinst. „Ja das mache ich und jetzt verschwindet!“

Jade ist etwas geschockt, aber wartet draußen, dass Flo und Ramona zurückkommen …
30 Minuten später beginnt der Wettbewerb. Ramona sieht zu Flo, der mit den Achseln zuckt, aber als Ramona aufgerufen wird, geht sie auf die Bühne und fängt an. Ihre Stimme ist fantastisch und alle applaudieren in höchsten Tönen. Flo allerdings überlegt weiterhin, wo Jade bleibt. Die Drachin sieht draußen durch das Fenster, wie Ramona singt und Flo klatscht. Sie dreht sich mit gesenktem Kopf von der Halle weg und bleibt auf der Straße stehen. Tränen tropfen auf den Boden und sie überlegt sich: dann haben sie es wohl ohne mich besser und sieht in den wolkenfreien Himmel.

Nachdem alle Einzelsänger gesungen haben und sich die Jury zusammensetzt, überlegen Flo und Ramona, wo Jade geblieben ist und flitzen nach draußen. Erschrocken und entsetzt sehen sie Jade auf der anderen Seite und rennen zu ihr. 

„Jade!“, ruft Ramona. „Wir warten auf dich. Wieso kommst du nicht rein? Die Einzelsänger sind fertig und …“ 

Jade sieht weg und wispert. „Ich habe euch doch gesehen, wie glücklich ihr ohne mich seid. Ich fliege nach Hause und …“

„Hör mit dem Quatsch auf!“ Sagt Ramona. „Wir haben auf dich gewartet. Wir sind und bleiben ein Team! Vielleicht darfst du noch das Einzel singen.“ 

„Die Männer da vorne sagten aber, dass ich nicht rein darf. Ich bin ein Viech und …“ 

„Pah“, unterbricht sie Ramona. „Das werden wir sehen. Wir sind bei dir und niemand kann uns aufhalten!“ 

Am Eingang stehen weiterhin die Herrschaften. Zuerst betritt die aufgebrachte Ramona die Halle und sieht mit einem finsteren Blick zu den Zweien. Sie wollten fragen, was passiert ist, als Jade mit Flo hinterher kommen. Schwitzend versuchen sie ihnen zu erklären, dass sie zu spät sind und es ihnen unheimlich leid tut. Jade kann ihr hämisches Grinsen mehr als erkennen und stapft fauchend auf die beiden zu. Flo stellt sich dazwischen und spricht in einem lauten Ton, warum sie nicht mitmachen darf. Nun geht der Wortkampf los und die Lautstärke kann jeder in der Halle mehr als hören. Nun steht ein Mann der Jury auf, sieht zu Flo, entschuldigt sich und geht auf die Drei zu. An seinem Platz steht ein Schild mit Vorstandschaft. 

„Darf ich fragen, was hier los ist? Der Lärm ist eine Zumutung und …“ 

Seine Stimme verstummt und er sieht zu Jade, die bereits für den Heimweg umgedreht hat. Jade spitzt die Ohren und dreht sich in seine Richtung um. 

„Sie sind doch der Mann des Kindes, was ich vorhin …“ 

„Genau. Sie haben meiner Tochter das Leben gerettet!!! Ich konnte mich nicht mehr als genug bedanken. Wollen sie uns Gesellschaft leisten und den Sängern zuhören?“

Jade bekommt keinen Ton heraus, also spricht Flo für sie.

„Wissen sie. Eigentlich wollte Jade mitsingen, aber diese zwei Ar… Herren ließen sie nicht rein und haben sie „Viech“ genannt, stimmts, Jade?“ 

Schweigend nickt sie. Der Herr sieht ziemlich finster zu den Herren und schickt sie fort; eine Vertretung trifft ein. Der Mann weiß nicht, was er sagen soll, und bittet Jade mit Ramona und Flo herein. 

„Ich heiße übrigens Refleh. Entschuldigt mich kurz“, und flitzt zu den anderen Juroren. 

Jade ist gerührt, dass viele Menschen die Stühle und Bänke zur Seite schieben, damit sie viel Platz hat. Einige holen Sportmatten her, damit sie sich nicht auf den kalten Boden setzen muss. Die Drachin bedankt sich bei allen und nimmt Platz. Kurze Zeit später geht Refleh ans Mikrofon; es herrscht absolute Stille.

„Meine Damen und Herren. Wie sie wissen, sind bereits alle Sänger im Einzelwettbewerb dran gewesen … fast. Wir haben jemanden vergessen, was mich mehr als bedauert. EINE Sängerin wurde zuerst nicht akzeptiert und nach Hause geschickt. Glücklicherweise ist sie zurückgekehrt und möchte gerne noch singen. Deshalb bitte ich Jade nach vorne.“ 

Jade sieht zu ihren beiden Freunden, die lächelnd die Daumen drücken. Sie tapselt vorsichtig nach vorne, nimmt das Mikrofon in die Hand und flüstert dem DJ das Lied vor. Er nickt und spielt das Lied Herz an Herz ohne Text ab. Ramona und Flo sind über den Gesang von Jade mehr als überwältigt. Ihre schöne zarte ruhige Stimme lässt jedem Zuhörer in Trance. Niemand, aber auch niemand wagt es, auch nur ein einziges Wort zu sagen; der Gesang ist einfach einmalig. Kurz vor Schluss sieht die Drachin zu Flo und Ramona, wie sie sich an die Hand nehmen und sich gegenseitig mit den Köpfen zärtlich berühren. Sie kommt mit dem Lied aus dem Konzept und lässt mit glasigen Augen die letzten Sekunden ohne Gesang. Die Menge bleibt still, aber Flo rennt besorgt zu Jade, um ihr Trost zu spenden. Doch sie wehrt es ab und stoßt Flo weg. Dadurch kommt er aus dem Gleichgewicht und stürzt zu Boden. Sekunden später merkt Jade erst, was sie getan hat, und möchte nur noch eins: Fliehen. Sie läuft Richtung Ausgang, aber Ramona stellt sich dazwischen. 

„Geh weg!“, faucht sie, aber sie bleibt stehen. Als Jade vorbeirennen möchte, ruft Ramona. „Flo liebt dich auch, Jade. Merkst du das nicht?“ Darauf bleibt Jade stehen. Ramona und der aufgestandene Flo sehen zu Jade, die sich nicht bewegt. 

Die beiden Freunde gehen langsam zu Jade und sehen in ihr trauriges Gesicht. Ramona sieht in die Augen von Jade, die sich ihre Tränen wegwischt und sagt im leisen Ton. „Liebe Jade. Ich weiß, dass du Angst hast, dass ich dir Flo für immer wegnehme, oder?“ Schniefend nickt sie. Jetzt kommt Flo dazu und streichelt Jade am Vorderbein. „Das wird aber nie passieren. Ich liebe dich doch auch, als einen ganz besonderen Freund. Weißt du, was ich dir gebe, wenn das Turnier vorbei ist?“ Jade senkt den Kopf und Flo flüstert der Drachin etwas ins Ohr, was Ramona auch hört und leise ohooo sagt. Darauf errötet die Drachin, aber sieht zu Flo, der sich den schmerzerfüllten Hintern reibt.

„Du musst mir gar nichts mehr geben. Ich habe dich verletzt und sowas kann ich nicht mehr wiedergutmachen und…“ 

„Jetzt hör doch auf“, sagt Flo und knufft sie an. „Wir sind doch ein großartiges Trio-Liebespaar. Der eine bekommt dies und der andere das von mir. Lieben tue ich euch beide. Können wir uns jetzt wieder vertragen? Sie wollen auch den Sieger vom Einzelgesang bekanntgeben.“ 

Jade sieht zu Ramona und atmet ein und aus. Sie streckt ihre Krallen zu Ramona. „Freundschaft für immer?“ 

Ramona streckt nicht ihre Hand aus: Sie drückt Jade ganz fest. „Freundschaft“. Plötzlich kommt aus der ganzen Halle ein Applaus und alle stehen dabei auf. Refleh bittet nach kurzer Zeit um Ruhe. 

„Sehr geehrte Damen, Herren und Drachin. Es ist mir eine Ehre, euch die Endergebnisse mitzuteilen.“

Die Freunde sehen sich das Tableau an: Ramona auf Platz 2 und Jade auf Platz 4.

Flo sieht zu Jade und meint: „Du hast sehr gut gesungen. Ich bin sehr stolz auf dich.“ 

„Pah. Wenn ich nicht so eifersüchtig gewesen wäre, hätte ich vielleicht gewonnen, aber ….“ 

Die Drachin schweigt kurz und lächelt Flo und Ramona an. 

„Ihr habt recht. Ich bin selbst schuld und habe es dadurch verbockt. Ich bin trotzdem mit Platz 4 glücklich, ehrlich.“ 

Flo sieht ihr in die Augen. „Ok Jade. Du bist ehrlich. Ich sehe es in deinen Augen“, und gibt ihr einen Kuss auf die Wange. 

Auch Ramona ist glücklich über ihren Erfolg und drückt sie am rechten Vorderbein. „Sollen wir jetzt noch beim Duett mitsingen?“ 

Jade zeigt den Zwei einen kleinen Blumenstrauß. „Den habe ich von dem kleinen Mädchen bekommen, was ich in der Burg gerettet habe. Ich finde, dass ist der größte Preis, den ich gewinnen kann. Schließlich sollen viele und nicht nur ich etwas gewinnen.“ 

Ramona streichelt Jade ganz liebevoll und sieht kurz zu Flo. Einen Preis bekommst du noch, aber den kann dir nur Flo geben. Jade macht große Augen. „Du meinst, er gibt mir …“ 

Ramona hebt ihre Hand. „Lass dich überraschen, liebe Jade. Bestimmt wirst du später mit Flo deine Freude haben …“