Gaëlle Vejlupek Illustratorin aus der Schweiz

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Wie sieht so ein Arbeitstag bei dir aus?

Aufwachen um 7, ein bisschen Yoga, eine gute Tasse grüner Tee, ein Spaziergang, danach in aller Stille arbeiten. ... Das WÄRE wunderbar! In den letzten Jahren habe ich sehr viel gearbeitet, vom frühen Morgen bis in den späten Abend, was auf die Dauer nicht aufrechtzuerhalten ist. Langsam werde ich organisierter und plane für die Abende und Wochenenden ein bisschen freie Zeit für mich ein. Etwas, das ich lange vernachlässigt habe. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass sich Grenzen zu setzen überraschenderweise mehr Freiheit bringt. Aber es braucht seine Zeit, das richtige Maß zu finden.

Was war deine allererste Illustration?

Ich glaube, das war eine Arbeit für ein Puppentheater. Ich mag das kleine Booklet immer noch sehr, auch wenn ich oft nicht sehr milde bin mit meinen früheren Arbeiten.

Peau d'âne, Ink on paper, 35x26 cm

Peau d'âne, Ink on paper, 35x26 cm

Was inspiriert dich? Woher kommen die Ideen?

Ich war als Kind ein wenig seltsam, hab mit Bäumen, Vögeln und Blumen gesprochen ...

Ich habe recht früh ein Gefühl für Magie entwickelt, während ich den größten Teil meiner Freizeit in den Wäldern verbracht habe. Wir haben den Hang dazu, Geschichten zu erfinden, um die Dinge um uns herum zu erklären, die wir nicht verstehen. So sind der Wald, die Berge und das Wetter Elemente, die mich zu Figuren und Geschichten inspiriert haben. In meiner Kindheit habe ich viele Volksmärchen gelesen, Bücher aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen, die alle mein Verständnis der Welt definiert haben; eine metaphorische Sprache ist für mich die anschaulichste/deutlichste Sprache. Meine Träume sind auch sehr lebendig. Sie sind fast wie ein zweites Leben, in dem ich mich in der Nacht bewege. Die Vorstellungskraft in unseren Träumen ist grenzenlos, und einige meiner Figuren sind auch aus ihnen heraus entstanden. Ich schenke der Symbolsprache meiner Träume große Aufmerksamkeit und man findet sie oft in meinen Bildern, um meine Sicht der Welt zu übersetzen.

Hast du einen Lieblingsillustrator?

Es gibt so viele großartige Illustratoren! Aber ganz spontan denke ich an Sergio Toppi und seine Schwarz-Weiß-Arbeiten, seine unglaublichen Kompositionen, den Stil und die Strukturen.

Hamelin

Hamelin

Hörst du beim Illustrieren Musik oder Hörbücher, oder soll es lieber still sein?

Das hängt von dem Entwicklungsstand des Bildes ab. Wenn ich skizziere, definiere, entwerfe und anordne, dann muss ich vollkommen konzentriert sein. Sobald dieser erste Schritt getan ist, kann ich bei der Arbeit auch Musik hören, aber nichts mit Gesang.

Wenn ich dann male, höre ich gerne Hörbücher oder Musik, die zu dem, was ich male, passt. Ich kann dann sogar nebenher ein Telefonat führen, so lang ich mehr zuhören als selbst kommunizieren muss. Aber mein Favorit sind lange Hörbücher, solche, in die ich ganz eintauchen kann und die das Bild bis zum Schluss begleiten, was manchmal 40 bis 50 Stunden bedeutet. Es ist schon komisch, denn manchmal schaue ich mir ein fertiges Bild Monate später an und spüre bei der Betrachtung bestimmter Bereiche des Bildes die Stimmung der Geschichte oder auch eine bestimmte Stelle der Geschichte wieder, die ich dabei gehört hatte.

Hast du einen Lieblingsplatz zum Illustrieren?

Mein Atelier ist für mich der beste Platz zum Arbeiten. Es ist voller Licht, sehr ruhig und meine Nachbarn beklagen sich nicht darüber, wenn ich mitten in der Nacht den Fön benutze oder Hörbücher abspiele.

Wenn du gerade nicht illustrierst, was tust du dann gerne?

Spazieren gehen, unter den Sternen schlafen am Feuer, in einem Baum sitzen ...

Moon Creatures

Moon Creatures

Was macht für dich den Beruf des Illustrators aus?

Ein Bild zu erschaffen, das einem Text dient, ist eine sehr interessante Reise, und unterscheidet sich sehr von der spontanen Malerei. Das Zusammentreffen zweier Universen kann magisch sein, wenn die beiden gut zueinander passen. Ich habe kürzlich zwei Buchcover illustriert und habe das so genossen. Dem Gefühl, das mir diese Bücher gaben, im Bild Ausdruck zu verleihen, statt über den Inhalt zu sprechen, war eine wirklich anregende Aufgabe.

Was macht einen guten Illustrator aus?

Ich schätze Illustratoren, die ein sehr persönliches und kreatives Universum schaffen, die aber ihre Talente in den Dienst der Geschichte und nicht des Bildes stellen.

Blue Moon

Blue Moon

Hast du manchmal auch einfach keine Lust zu zeichnen/zu malen? Musst du dich dann motivieren? Und wenn ja, wie machst du das? Gibt es so etwas wie eine Schreibblockade auch beim Illustrieren? Also so eine Kreativblockade?

Ich kämpfe damit, die nötige Zeit zu finden, um alles zu tun, was ich tun möchte.

Das heißt, fehlende Motivation ist für mich nicht das Problem. Ich musste aber schon einige Male Pausen einlegen beim Zeichnen und es fiel mir recht schwer, wieder in die Arbeit zurückzufinden. Jemand hat mal gesagt, der einzige Weg, aus einer Kreativblockade herauszukommen ist, sich selbst dort wieder herauszuzeichnen.

Das kann ich nur bestätigen.