Kris Di Giacomo Franko-Amerikanische Illustratorin
WebsiteWarum bist du Illustratorin geworden?
Für mich lief im Illustrieren vieles zusammen: mein Hintergrund an einer Kunstschule, meine Jahre als Englischlehrerin für Kinder, meine Dreißiger, in denen ich französische Bilderbücher für mich entdeckte und die vielen Begegnungen mit Leuten, die mir Mut machten.
Wie sieht so ein Arbeitstag bei dir aus?
Einen typischen Arbeitstag habe ich eigentlich nicht. Ich mag keine Routine. Wenn ich aber ein Buch fertig stelle, dann bin ich immer zu Hause an meinem Schreibtisch, mit meinen Zeichenmaterialien, mit Scanner, Computer, einer Tasse Kaffee und sehr wahrscheinlich in Schlafanzug und Pantoffeln.
Hast du einen Lieblingsillustrator?
Diejenigen aus meiner Kindheit, die ich auch heute noch liebe, sind Roald Dahl und Quentin Blake. Mittlerweile sind aber zu viele dazugekommen, um sie hier aufzuzählen. Und es ändert sich von Zeit zu Zeit. Ich habe eigentlich keine Favoriten mehr. Aber es gibt immer etwas, das mich anspricht oder auch nur einen bestimmten Teil von mir berührt. Ich glaube nicht, dass ein Buch oder eine Geschichte einfach nur gut oder schlecht ist. Immer lässt sich da etwas Bereicherndes finden, etwas, das Eindruck hinterlässt. Selbst die Dinge, die wir nicht mögen machen uns zu dem, was wir sind und beeinflussen, wie wir die Dinge wahrnehmen und wie wir arbeiten.
Gibt es eine Wunschgeschichte, die du gerne mal illustrieren würdest?
Ich würde gerne meine eigenen Geschichten illustrieren können, mit oder ohne Text. Aber das ist eine schwierige Aufgabe. Mit Worten komme ich nicht so zurecht wie mit Bildern. Erzähltes in Illustrationen umzusetzen ist das, was mir am nächsten liegt. Um einen Text auszuwählen, dem ich mich die nächsten Monate widmen soll, muss einiges zusammen kommen: das richtige Bauchgefühl, ein paar spontane Szenen in meiner Vorstellung, wenn ich den Text das erste Mal lese, Wörter, die sich sofort in Bilder verwandeln. Und ein Lächeln. Wenn mich die Geschichte zum Lächeln bringt und tiefer berührt, und wenn ich eine Vorstellung von mir bekomme, wie ich die Geschichte illustriere, dann ist das die Geschichte für mich. Ich suche nach Neuem, nach dem, was ich bisher noch nicht gemacht habe, das mir Freude macht und mir etwas sagt, und ich hoffe, dass das dann auch anderen etwas sagt.
Gibt es eine Illustration, auf die du besonders stolz bist?
Meist ziehe ich die Kritzeleien in meinen Skizzenbüchern oder das, was ich mal auf einen Zettel hingeworfen habe, dem Ausgearbeiteten vor. Wenn ich zum Ende eines Buchs komme, fühlt es sich immer an, als hätte ich zu viel gemacht und ich wünschte, ich könnte von vorne beginnen. Oft werde ich mit einer Illustration nur fertig, indem ich vieles von dem, was ich gezeichnet habe, wieder rückgängig mache. Immer ist da das Gefühl, dass es beim nächsten Mal besser klappt.
Wenn du gerade nicht illustrierst, was tust du dann gerne?
Spazieren und beobachten, fotografieren, mit Freunden zusammen essen, Filme schauen, lesen Rad fahren ...
Was macht für dich den Beruf des Illustrators aus?
Es war eine Entdeckung, nach der ich gar nicht gesucht hatte und eine Erleichterung, als ich sie fand. Da ergab plötzlich etwas einen Sinn, nachdem ich mich jahrelang gefragt hatte, was ich mit meinem Leben anfangen und wie ich meine Erfahrungen mit der Kunst und der Arbeit mit Kindern nutzen könnte. Das Illustrieren verbindet mich weiter mit dem Kind in mir, mit dem Spielerischen, der Neugier, der Ungebundenheit, der Unvoreingenommenheit, mit der Dehnbarkeit von Zeit, Albernheit und tiefer Empfindung.
Hast du manchmal auch einfach keine Lust zu zeichnen/zu malen? Musst du dich dann motivieren? Und wenn ja, wie machst du das? Gibt es so etwas wie eine Schreibblockade auch beim Illustrieren? Also so eine Kreativblockade?
Ja! Als Freelancer führt mich jeder Tag dazu, Blockaden zu überwinden. Zeit und Raum sind meine Verbündeten. Um mich zu motivieren hilft alles außer das Illustrieren selbst. Spazieren gehen, Reisen, Wassergymnastik, Essen, Dinge betrachten, Zuhören, Tagträumen, Schlafen! Zuletzt habe ich zum Beispiel ganz zufällig an einem Kurs für Objekttheater teilgenommen, und ein andermal auf einem Hausdach unter den Sternen einen polnischen Schwarz-Weiß-Film mit tschechischen Untertiteln angeschaut. Solche Dinge inspirieren mich. Übrigens, ich spreche weder Polnisch noch Tschechisch, Englisch ist meine Muttersprache und im Alltag und bei der Arbeit ist Französisch meine Sprache. Das ist vielleicht der Grund, weshalb ich Bildern den Wörtern vorziehe; um die Schwierigkeiten der Sprache zu umschiffen. Momentan lebe ich eine Weile in Prag und lerne dort Spanisch. Zugegeben, eine seltsame Kombination!