Malin Neumann Illustratorin und Filmemacherin aus Hamburg

Malin Neumann, geboren 1995, beendete 2019 ihr Bachelorstudium in Design an der MSD Münster mit dem Preis für die beste Abschlussarbeit „Waldwesen“, ein Bilderbuch über den Schutz der Wälder, das beim Bohem Verlag erschien. Im Jahr 2023 schloss sie ihr Masterstudium in Illustration an der HAW Hamburg mit einem Animationsfilm zum Thema Wasserknappheit ab, mit dem sie derzeit auf Festivaltour ist. Zu Beginn ihres Studiums im Jahr 2018 veröffentlichte sie ihr erstes Bilderbuch, „Pardon Bonbons“, und arbeitet seitdem als freiberufliche Illustratorin und Animatorin.

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Illustration aus "Trolle, Wichtel, Pixies und WALDWESEN aus aller Welt", erschienen 2020 im Bohem Verlag

Illustration aus "Trolle, Wichtel, Pixies und WALDWESEN aus aller Welt", erschienen 2020 im Bohem Verlag

Was hat dich zu deiner Kunst gebracht?

Soweit ich mich zurückerinnern kann, hat Kunst und sich kreativ auszudrücken immer zu meinem Leben gehört. Als Kind habe ich viel gemalt oder mir mit meinem Bruder Geschichten ausgedacht. Ich war damals wie heute fantasievoll und manchmal verträumt. Ich erinnere mich zum Beispiel gut, wie ich stundenlang zu Hörbüchern in mein Zimmer verschwand und dort die fantastischen Geschichten gezeichnet habe, denen ich zu zuhörte. In etwas anderer Form mache ich das heute eigentlich immer noch. Kurz gesagt, glaube ich nicht, dass mich irgendetwas zur Kunst gebracht hat, weil sie ja eigentlich immer schon da ist. Aber es führt einen leider vieles in unserer Welt im Laufe der Zeit davon weg und sie wird nicht immer als berufliche Option ernst genommen. Ich hatte da großes Glück, dass meine Eltern mir schon als Kind ermöglicht haben mich kreativ auszuprobieren und bis heute auf meinem Weg ermutigen.

Still aus dem Animationsfilm "Mû"

Still aus dem Animationsfilm "Mû"

Wie hat sich für dich die Möglichkeit ergeben, an Cornelias Artist in Residence Projekt teilzunehmen?

Mein Film hat mich nach Volterra gebracht! Wie inzwischen schon an ganz viele Orte, denn er wird glücklicherweise auf vielen internationalen Filmfestivals gezeigt, bei denen ich manchmal auch vor Ort sein kann. Durch mein Masterstudium an der HAW Hamburg habe ich von Cornelias Programm erfahren und kannte bereits einige TeilnehmerInnen. Die Wettbewerbe hatten aber schon vor meiner Zeit dort stattgefunden. Als ich dann im Sommer 2023 meinen Master mit dem Kurzfilm abschloss, schickte mein Professor ihn an Cornelia, die mich daraufhin nach Italien einlud.

Waldwesen Yowie

Waldwesen Yowie

Wie hat dir die Zeit auf Cornelias Hof in Volterra gefallen? Hast du dort Inspiration gefunden?

Meine Aufenthalte in Fraggina waren für mich eine wirklich besondere Erfahrung. Ich glaube nicht, dass ich einen vergleichbaren Ort kenne! „Inspirierend“ bringt es eigentlich schon auf den Punkt. Zum Beispiel habe ich allein durch die Möglichkeiten vor Ort Lust bekommen, neue Techniken auszuprobieren: Es gibt ein tolles Atelier mit allen Materialien, inzwischen auch einen Keramik-Brennofen und nebenan in Mulinaccio bald noch ein eigenes Animationsstudio. Ich habe während des Masterstudiums sehr viel rein digital gezeichnet, weil es für Jobs und für Animations natürlichn viel praktischer ist. In Fraggina habe ich mich aber in den Holzschnitt verliebt – analog, aufwändig und zeitintensiv, das Gegenteil vom Zeichnen auf dem iPad. Auch das Zusammenleben mit Cornelia und mit den wechselnden Gästen war für mich wirklich inspirierend. Ich habe viele tolle Vorbilder kennengelernt, was mir Mut und Sicherheit gibt, dass so ein unkonventionellerer kreativer Weg toll funktionieren kann. Noch dazu kommt in der Toskana ein ganz intensives Erleben der Natur — für mich als Städterin besonders eindrücklich. Überall summt und brummt es und man hört die Geckos gackern. Dazu kommt, dass Fraggina auf einem Hügel liegt, wodurch man nochmal mehr Distanz zum Alltag spürt. Ich glaube, gerade diese Eindrücke lassen mich dort das Wesentliche sehen. Es gibt eine schöne Klarheit und ich finde, das ist eine tolle und wesentlich Grundlage für kreative Arbeit.

"Balkonien"

"Balkonien"

Was hast du von dort mit nach Hause genommen?

Ganz viel! Ich habe aus Italien meine ersten Holzschnitte, eine Menge Inspiration, eindrückliche Erinnerungen und neue Freundschaften mit nach Hause genommen. Fraggina gibt mir wirklich ein sehr schönes Gefühl von Stimmigkeit und Zugehörigkeit und hilft mir über meinen eigenen Tellerrand hinauszublicken. Der Alltag hat mich zuhause oft schnell zurück, dann versuche ich mich zwischendurch an dieses Gefühl zu erinnern.