Last Hero of Liberty

Escrito por Fire

You and me will all go down in history,
With a sad Statue of Liberty,
And a Generation that didn't agree.

- System Of A Down

 

Da stand sie nun, die Statue. Stolz erhob sie sich über der Stadt, reckte ihre Fackel gen Himmel, strahle Macht aus, ließ das Feuer der Freiehit in ihren Augen über der Stadt schweben, war umgeben von einem Glanz, dem Glanz des Traumes. Sie war Stellvertreter des größten Wunsches der Menschen, war Kraftspender, Magnet und Hoffnungsbringer zugleich, war der Stolz eines ganzen Volkes. Der Wind umwehte sie, und die Vögel, die manchmal auf ihrer Schulter zur Rast saßen, erzählten ihr Geschichten von fernen Orten, von warmem Sommerregen und ganzen Meeren voll Eis, von Steppen und riesigen Landschaften voll von Sand, von Bergen, die die Wolken zerschnitten und Bäumen, die nach den Sternen griffen. Und die Statue hörte zu, und für den kurzen Moment, in dem ihre gefederten Freunde ihr von all den fremden Wundern berichteten, vergaß sie ihren Kummer, vergaß die bleiernen Gewichte der Verantwortung, die an ihren aufrechten Schultern zogen, vergaß die tiefen Kerben der Zeit, die eingesperrten Flammen ihres aus Fernweh brennenden, metallenen Herzen, vergaß die Trauer über die Menschen, und die Stille kurz unter den Wolken.

Doch die Vögel flogen weiter, flogen weg, machten sich auf zu ihren unendlichen Reisen, und die Statue blieb allein und ließ einsam ihren bronzenen Blick über die Stadt unter ihr gleiten,
sah all die kleinen Menschen, die falscher Hoffnungen Fotos von ihr machten, ohne sie zu betrachten, um damit zuhause Alben zu füllen und diese einstauben zu lassen, in irgendeiner Schublade zu vergessen und auf ewig von der Freiheit zu träumen. Sie sah ihre großen Autos und elektronischen Telefone, die sie mit Unsicherheit im Blick bedienten, sah kleine Kinder, die lachend um ihren Sockel sprangen, um Minuten später wieder in einem der hypermodernen Reisebusse zu verschwinden und die Blicke von Jugendlichen, die heimlich, fast als hätten sie Angst erwischt zu werden, zum unendlichen Meer hinter ihr wanderten. Sie sah hinab auf die vielen kleinen Häuser, in denen gelacht und gestritten wurden, und auf die breiten Straßen, auf denen still die Menschen mit gesenkten Köpfen wandelten, als fürchteten sie den Blick in den Himmel. Betrachtete eingesperrte Gedanken und verlorene Hoffnungen, die in kleine technische Geräte gequetscht wurden, herumirrende Blicke, tanzende Träume auf den Dächern, verlorene Rufe, die zwischen den Hauswänden hin und her taumelten.

Manchmal fragte sie sich, was wohl später in den Geschichtsbüchern stehen würde. Sie wusste es nicht, doch vielleicht würde man es als das Zeitalter „of the sad statue of liberty“ nennen. Vielleicht würde es auch gar keine Geschichtsbücher mehr geben. Sie hatte schon viel gesehen,
so viel, dass sich alles nur noch wiederholte. Stets hatte sie auf ihrem Sockel gestanden und geschwiegen, hatte barmherzig die ehrfürchtigen Blicke aufgefangen und sich im Verborgenen ihren Reim gemacht. Doch die Zeit war unbarmherzig, ließ sie immer weiter über die Stadt wachen, und nahm ihr doch nach und nach die Macht. Was bedeutete Freiheit denn heute schon? Wer würde heute noch kämpfen, um frei zu sein? Was stellten die Menschen sich denn heute vor unter Freiheit? Sicherlich hatten vor hundert Jahren die „Fighters of Liberty“ sich nicht nach der freien Auswahl der Tütensuppen und Miniröcken gesehnt. Golden sollte sie sein, die Freiheit, man sollte frei entscheiden können, stark sollten die Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und in die Welt hinaus ziehen, das Land der Möglichkeiten.

Doch die Statue wünschte sich nichts mehr als sich auf eine Wolke zu setzen, über die Welt zu fliegen, frei und leicht, und die Abenteuer des Lebens zu erleben, sehnte sich danach, ihrer Neugierde freien Lauf zu lassen und unentdeckte Lande zu erkunden, wollte die Wunder der Welt mit eigenen Augen sehen. Wünschte sich, auf einer Schaukel, die in den Wolken verankert war, durch die Luft zu segeln und ihre Haare im Wind wehen zu spüren. Träumte von nichts mehr, als sich an den Seifenblasen festzuhalten und ins Unbekannte zu entschweben. Sie konnte sich gut vorstellen, dass die Menschen auch nichts lieber täten. Doch warum, so fragte sie sich seit über einhundert Jahren, taten sie es nicht? Wo sie doch alle Möglichkeiten hatten?

Doch so eingesperrt auch immer diese kleinen Menschen mit ihren Computern und Waffen und schicken Kleidern sein mochten; die Statue kannte jemanden, der noch viel weniger frei war als sie. Vielleicht hatte man Freiheit früher einmal mit in-den-Himmel-gucken verbunden, und mit über-die-Lande-schauen, doch eines war sie, so hoch sie noch ragen und so schön ihre Fackel noch sein mochte, nicht: frei. Eine kleine, für alle anderen unsichtbare Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel und begann langsam ihren Weg nach unten, während die „Lady Liberty“ vergeblich versuchte, einen Blick auf die Wolken über ihr zu erhaschen. Es würde der letze Blick sein, den sie würde werfen können. Sie hatte es gesehen. Wer immer es gewesen war, es wusste, was er tat. Er hatte den Sprengstoff gut platziert. Sie war sich sicher, dass er reichen würde, sie zu zerreißen, und ihre Fetzen über die Stadt wie Asche regnen zu lassen. Es war nicht einfach so.
Niemand konnte wissen, was es bewirken würde. Vielleicht würde es besser werden, die Menschen aufwecken. Vielleicht auch nicht. Sie spürte ihre letzen Minuten wie ein leiser Windhauch verstreichen, spürte eine neue Träne sich befreien, und hätte sie lachen können, hätte sie befreit so laut gelacht, dass die Dächer der Häuser unter ihr scheppernd ihren Dienst versagt hätten. Endlich. Gleich würde sie frei sein. Gleich würde sie fliegen. Gleich!

Sin comentarios

Dejar un comentario