Die Wilden Hühner und die Liebe

Die Wilden Hühner und die Liebe

Kummer, Wut, Verwirrung. Bei den Hühnern und Pygmäen bringen die Gefühle alles ordentlich durcheinander. Vor allem Wilmas erste Liebe stellt die Freundinnen vor eine schwere Belastungsprobe.

Liebe ist schön, aber gar nicht so einfach! Das müssen auch die fünf Wilden Hühner einsehen. Sprotte ist zwar weiterhin glücklich in den Pygmäen Fred verliebt, aber ihre Mutter kann sich nicht entscheiden, ob sie wieder heiraten soll oder nicht. Und das geht Sprotte ganz schön auf die Nerven.

Die schöne Melanie ist immer noch in Willi verknallt, Trude entdeckt ihre Vorliebe für schwarze Locken und Frieda muss sich mit einer Wochenendfreundschaft herumärgern. Wilmas erste Liebe aber ist die komplizierteste von allen! Was daraus wohl wird?

Sprottes Mutter fuhr zu schnell. Eine rote Ampel hatte sie schon überfahren, und die, auf die sie jetzt zufuhr, stand auch schon eine gefährlich lange Weile auf Gelb. "Das schaffst du nicht!", sagte Sprotte. Draußen schlenderten die Leute im T-Shirt an den Schaufenstern vorbei und der Himmel über den Häusern war so blau, als hätte ihn jemand frisch angestrichen. Dieser Tag war höchstens zum Eis essen gemacht, aber bestimmt nicht, um irgend ein verdammtes ...

"Natürlich schaff ich das." Ihre Mutter gab noch einmal Gas, aber sie schaffte es nicht — und musste so scharf bremsen, dass Sprotte der Gurt in die Schulter schnitt. "Mam! Willst du deinen Führerschein loswerden? Du kommst sowieso zu spät." Ihre Mutter sah in den Rückspiegel und leckte sich etwas Lippenstift von den Vorderzähnen. "Ach ja? Und wer ist schuld, dass wir so spät dran sind? Wer musste unbedingt noch schnell mit sämtlichen Freundinnen telefonieren und eine halbe Stunde nach einer zerschlissenen Tigerhose suchen, mit der kein normaler Mensch mehr auf die Straße gehen würde?" Sprotte strich über ihre Hose, die wirklich schon bessere Tage gesehen hatte, und sah aus dem Wagenfenster. Das Taxi roch nach kaltem Rauch und fremden Leuten. "Ich hab eben keine Lust, mir Brautkleider anzugucken. Und früher hast du von so was auch nichts gehalten. Bevor ..."

Sie sprach den Satz nicht zu Ende: Bevor der Klugscheißer aufgetaucht ist, bevor das Gerede mit dem Heiraten losging, als auf unserem Klo noch keiner Autozeitschriften las und ich noch das große Zimmer hatte. Sprotte musste das alles nicht aussprechen. Ihre Mutter wusste sowieso, was ihr im Kopf herumging, und das schlechte Gewissen, das sie deswegen hatte, verbesserte ihre Laune auch nicht. Sie warf einen grimmigen Blick in den Rückspiegel und zupfte sich die Haare aus der Stirn. "Entschuldige, dass ich meine Meinung geändert habe! So was würde dir natürlich nie passieren! Mein Gott, ich wollte eben, dass du dabei bist! Dass du mir beim Aussuchen hilfst! Du sagst mir doch sonst auch immer, was ich anziehen soll." Die Ampel sprang auf Grün und der Fahrer hinter ihnen, ein kleiner kahlköpfiger Kerl, der kaum über sein Steuer gucken konnte, hupte, als Sprottes Mutter nicht sofort losfuhr. "Ja, ja, ich fahr ja schon. Sieh dir diesen Giftzwerg an. Überall sind sie, alles Giftzwerge." Ihre Mutter wechselte so abrupt die Fahrbahn, dass ihr der Kahlkopf den nackten Finger zeigte, aber sie bemerkte es nicht mal.

Seit Tagen war sie nun schon so — seit sie und der Klugscheißer den Hochzeitstermin festgelegt hatten. "Ich versteh's immer noch nicht." Sprotte hatte sich geschworen, nicht wieder damit anzufangen, aber sie konnte es einfach nicht lassen. "Warum musst du ihn heiraten? Es reicht doch schon, dass er jeden zweiten Tag — " Sie biss sich auf die Lippen. Schluss. Ihre Mutter umklammerte das Lenkrad so fest, dass ihre Knöchel ganz weiß waren. Als ob Sprotte nicht genau wusste, dass der Klugscheißer auf die Idee gekommen war. Er war ganz verrückt aufs Heiraten und alles, was dazu gehörte, und deshalb mussten sie sich an diesem wunderbaren frühlingswarmen himmelblauen Nachmittag Brautkleider ansehen.

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