Wo das Glück wächst

Wo das Glück wächst

Maries Familie zieht um. Raus aus der Stadt, rauf aufs Land. Marie fühlt sich fremd. Alles ist fremd. Auch Fritz. Bis er Marie den Glücksbaum zeigt.

So ein Glücksbaum im Garten ist eine feine Sache. Der bringt alle Arten von Glück: Glück bei Krankheiten. Bei Ärger in der Schule oder zu Hause. Sogar Wackelzähne kriegt er lockerer! Wäre der Junge mit dem Pferd nicht vorbeigeritten und hätte Marie den Glücksbaum in ihrem Garten gezeigt, dann säße sie wohl immer noch alleine am Fenster in dem neuen, fremden Haus. Aber so ein erstklassiger Glücksbaum hilft eben immer. Sogar beim Freunde finden. Und beim Einschlafen auch.

Zwei Tage nach ihrem sechsten Geburtstag zog Marie um. Raus aus der Stadt, weg von den vollgestopften Straßen, den Autos und verstaubten Bäumen, in ein Haus mit blauen Fensterrahmen und einem quietschenden Gartentor. "Jetzt kannst du immer draußen spielen", sagte Mama. "Hier wohnen Kinder direkt nebenan", sagte Papa. "Mit denen musst du dich nicht verabreden. Du kannst einfach rübergehen. Ganz allein."

Aber Marie kannte die Kinder nebenan nicht. Sie saß in ihrem neuen Zimmer am Fenster und kannte gar nichts. Nicht die Häuser, nicht die Menschen, sogar die Bäume waren fremd — und riesengroß. Wenn Marie sich auf die Fensterbank hockte, konnte sie so weit gucken, dass ihr schwindelig wurde. Über fremde Wiesen, fremde Dächer, bis zu dem großen, dunklen Wald, in dem die Sonne versank.