Franziska Blinde Kunststudentin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

Foto: Michael Orth
Franziska wurde im schönen Berliner Ortsteil Karow geboren. Ihren Lebensweg kann man eher als klassisch beschreiben. In der Schule malte sie am liebsten die Seitenränder in ihren Arbeitsheften voll und wollte schon immer gerne etwas studieren, was sie tatsächlich interessiert. Zunächst versuchte sie es aber dann doch mit einer konventionellen Ausbildung zur Mediengestalterin. Eigentlich wollte sie aber an eine Hochschule, um Kommunikationsdesign zu studieren. An den Mappenprüfungen ist sie erst gescheitert, bis sie es dank Hartnäckigkeit und Nachhilfe bei der Mappenerstellung doch noch ins Studium geschafft hat. Sie stellte schnell fest, dass sie eigentlich nur zeichnen wollte. Erst traute sie sich nicht, sich an der HAW für das Illustrationsstudium zu bewerben, wurde dann aber angenommen und ist heute sehr froh, mit der Illustration endlich eine Profession gefunden zu haben, mit der sie sich wirklich wohl fühlt.
Das Interview mit Franziska haben wir 2020 geführt.
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Foto: Michael Orth
Was hat dich zur Kunst gebracht?
Schon als Kind habe ich gerne viel geträumt und gezeichnet. Eine meiner frühesten Erinnerungen ist, wie ich im Kindergarten unter dem Tisch lag und Bilder zu dem Lied "Die Vogelhochzeit" gezeichnet habe. In der Grundschule konnte ich unter anderem damit glänzen, dass ich und eine Freundin regelmäßig Comics über Katzen zeichneten. Ich stelle mir im Nachhinein einfach vor, dass meine Mitschüler das ähnlich cool fanden wie wir.
Der Gedanke, meinen Lebensweg mit Illustration oder Kunst zu bestreiten, war aber erst einmal lange abstrakt. Niemand in meiner Familie verfolgt einen ähnlich kreativen Ansatz. Ich habe aber das Glück, dass meine Eltern mich in meinen Entscheidungen immer sehr unterstützt haben.

Franziska mit ihrer Illustration "Laufender Hund bei Nacht" aus einer Illustrationsserie zu Thomas Bernhards Roman "Frost". Die Serie wurde auf der Kinderbuchmesse 2018 in Bologna ausgestellt. (Foto: Michael Orth)
Wie hat sich für dich die Möglichkeit ergeben, an Cornelias "Artists-in-Residence-Programm" teilzunehmen?
Es ging das Gerücht um, dass da dieser Wettbewerb in Kooperation vom Dressler Verlag mit dem Studiengang Illustration an der HAW ausgeschrieben wird.
Uns StudentInnen wurden drei Textauszüge aus "Reckless" zur Verfügung gestellt, die wir nach Belieben illustrieren durften. Erst habe ich gezögert, mochte aber den Textauszug zu "Der Anfang" unglaublich gern. Ich wollte gern die Atmosphäre, die Verletzlichkeit der Füchsin aber auch ihren ungebrochenen Willen in einem Bild wiedergeben, der dem Text gerecht wird. Dass das Bild zusammen mit den anderen tollen Arbeiten meiner Kommilitonen auf die Shortlist gekommen ist, macht mich immens stolz.

Foto: Michael Orth
Was muss neben Sonnencreme und Badeschlappen unbedingt mit dabei sein in deinem Koffer für die Reise nach Malibu? Und was erträumst du dir von der Zeit auf Cornelias Farm (warst du vorher überhaupt schon mal in den USA/ Kalifornien)?
Ich bin mir bewusst, dass es eine durchaus unromantische Antwort auf diese Frage ist, aber ich kann leider ohne mein iPad nicht aus dem Haus. Gut neunzig Prozent meiner Illustrationen entstehen darauf, und die Möglichkeit, von überall aus arbeiten zu können, ist Fluch und Segen zugleich, und ich möchte das nicht mehr missen.
Ich kann aber auch nicht ohne ein Buch im Gepäck verreisen, da ich gerne und viel lese. Ob ich das Buch dann wirklich unterwegs lese, ist eine andere Sache, aber es muss zumindest eins dabei sein. Das ist vielleicht eine schönere Antwort.
Tatsächlich war ich noch nie in den USA. Wie groß und eindrucksvoll dieses Land tatsächlich ist, kann ich mir kaum vorstellen. Ich kenne es leider nur aus Filmen, Büchern und Berichten. Ich erhoffe mir, viele spannende Leute kennen lernen zu dürfen und mit und von ihnen zu lernen. Außerdem wurden liebe Hunde versprochen. Auf die freue ich mich sehr!

Foto: Michael Orth
Hattest du, bevor Corona die Reise in die USA unmöglich machte, Pläne für die Woche in Kalifornien, z.B. ein Projekt, was du dort angehen oder fertigstellen wolltest, etc.?
Momentan arbeite ich an einer Art Graphic Novel. Sie wird mein Abschlussprojekt für mein Illustrationsstudium. In Kalifornien würde ich aber gerne etwas Neues anfangen. Vielleicht arbeite ich wieder klassisch mit Feder und Tinte. Das habe ich lange nicht mehr getan, und ich erinnere mich, wie gut es mir damals tat.
Ich liebe es, (für mich) interessante Details und Dinge in der Natur zu entdecken oder Gesten von Leuten, die ich treffe, auf Papier festzuhalten. Alltäglichkeiten faszinieren mich sehr, und was ist so eine Reise anderes, als eben das Aushebeln alter Gewohnheiten und die Möglichkeit, neue Eigenheiten entdecken zu können.
Julia Plath und ich hatten auch überlegt, eine Rundreise durch das Land ohne spezifisches Ziel zu machen, um die eindrucksvolle Natur zu erkunden. Das Fahren muss sie aber übernehmen, da ich keinen Führerschein habe.

Skizzenbuch mit Naturmotiven, gezeichnet mit Feder und Tinte. Teils entstanden die Zeichnungen mit Vorlagen von Waldspaziergängen, teils sind sie frei erdacht. (Foto: Michael Orth)

Skizzenbuch mit Naturmotiven, gezeichnet mit Feder und Tinte. Teils entstanden die Zeichnungen mit Vorlagen von Waldspaziergängen, teils sind sie frei erdacht. (Foto: Michael Orth)

Foto: Michael Orth

Franziskas Illustration zum russischen Märchen "Die schöne Wassilissa", entstanden für die Ausstellung "Neue Märchen" in 2018. Sie zeigt Wassilissa im dunklen Wald mit einem brennenden Schädel. (Foto: Michael Orth)

Foto: Michael Orth

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