Justin Worsley Illustrator/Autor und Spielzeugdesigner aus England
WebsiteWarum bist du Illustrator geworden?
Zeichnen und Dinge gestalten ist schon seit ganz jungen Jahren Teil meines Lebens. Ich hatte einen wunderbaren Großvater, der meine kreative Seite bestärkte. Was die Schule betrifft, da war ich alles andere als akademisch veranlagt, aber ich erfuhr Anerkennung im Kunst- und Designunterricht. Nach der Schule entschied ich mich für ein Industriedesign-Studium, das mich zum Spielzeugdesign brachte. Fast dreißig Jahre entwarf ich Spielzeug, bis ich eines Tages das Gefühl hatte, dass es Zeit für eine Veränderung sei, und für einen lang gehegten Traum — ein Kinderbuchillustrator zu sein. Ich wurde für den MA Kurs an der Cambridge School of Art zugelassen, wo ich drei Jahre lang halbtags studierte. 2023 machte ich dort dann meinen Abschluss. Ich hatte das Glück, dass einige meiner Arbeiten aus der Studienzeit einem Verleger auffielen, und so werden meine ersten Bilderbücher 2025 veröffentlicht.
Wie sieht so ein Arbeitstag bei dir aus?
Ich arbeite in einem kleinen Atelier bei mir zuhause, muss also nicht pendeln. Normalerweise starte ich den Tag mit einem Spaziergang zusammen mit meinem Hund Percy oder mit einer Radtour. Danach ein starker Kaffee, oder auch zwei. Wie es weiter geht, hängt davon ab, ob ein Spielzeugprojekt oder eine Buchillustration ansteht. Beim Spielzeugdesign arbeite ich in 3D auf dem Computer, für die Buchillustration benutze ich Farbe und Mixed Media. Ich habe nur einen großen Schreibtisch, deshalb muss ich entweder meine Farben wegräumen, wenn ich am Computer arbeite oder Tastatur und Laptop zur Seite schieben, um Platz zu schaffen für mein analoges Arbeiten.
Gibt es Illustratoren, die dich beeinflusst haben/beeinflussen?
So viele, dass es schwer fällt, nur ein paar zu nennen. Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen ist die an Eric Carles "The Hungry Caterpillar" (Die kleine Raupe Nimmersatt). Ich erinnere mich daran, dass mich die Löcher in dem Pappbilderbuch faszinierten und die fast durchscheinenden Farben seiner Illustrationen. Ich war auch gefesselt von Richard Scarrys lebendigen, geschäftigen Welten. Ich liebte all die kleinen Details und den Humor darin. Weitere Bilderbuchhelden waren für mich Janet und Allan Ahlberg, Satoshi Kitamura, Helen Stephens, Babette Cole ( ‘Dr Dog’ war der absolute Favorit für meinen Sohn und mich), Raymond Briggs und noch so viele andere!
Was war deine allererste Illustration?
Als Grundschulkind war ich sehr stolz auf ein Bild von einem Baum. Ich habe jedes einzelne Blatt gezeichnet! Und was meine professionelle Arbeit betrifft, da stehe ich ja noch ganz am Anfang meiner Reise. Ich habe kürzlich die Arbeiten für mein erstes Bilderbuchprojekt beendet und beginne jetzt mit dem zweiten Buch. Da aber beide nicht vor 2025 veröffentlicht werden, sind die Bilder noch streng geheim.
Was inspiriert dich? Woher kommen die Ideen?
Von überall und nirgendwo. Oft kommen mir Ideen, wenn ich Zeit habe, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen, auf Zugreisen, wenn ich mit dem Rad unterwegs bin oder wenn ich einfach nur das alltägliche Leben beobachte. Ich halte sie fest in einer stets wachsenden Liste auf meinem Telefon.
Hast du einen Lieblingsillustrator/-künstler?
Ich finde es schwierig, bestimmte Namen zu nennen, da es, wie schon gesagt, so viele gibt. Als Autor würde ich auf jeden Fall Roald Dahl nennen, wegen seiner Eigenständigkeit und seiner brillianten Erzählkunst, die niemals bevormundend ist. "The Twists" gefällt mir besonders gut. Ich habe nie viel gelesen, da ich ein sehr langsamer Leser bin, aber seine Bücher habe ich alle gelesen. Ich liebe David Hockney für seine Farben und Themenvielfalt. Und für seine unendliche Energie Neues zu erschaffen. Wenn ich einen Illustrator wählen müsste, dann wäre das sehr wahrscheinlich Satoshi Kitamura. Ich liebe seinen schrulligen Stil, seine Tiere und Menschen sind so charakterstark. Fernseh- und Filmgestalter haben mich auch stark beeinflusst. Als ich in den 1970er Jahren aufwuchs, faszinierte mich das britische Kinderprogramm. Meine Lieblinge waren ‘Mr Benn’ von David McKee, Oliver Postgates ‘The Clangers’ und Elisabeth Beresfords ‘The Wombles’. Nick Park, der Erfinder von "Wallace and Gromit" und "Shaun the Sheep" hatte ebenfalls große Wirkung auf mich.
Hörst du beim Illustrieren Musik oder Hörbücher, oder soll es lieber still sein?
Bei meiner Arbeit läuft oft Musik im Hintergrund, aber es ist mir unmöglich, Podcasts oder Hörbüchern zu folgen, weil ich mich normalerweise so sehr auf meine Arbeit konzentriere, dass ich den Anschluss verlieren würde.
Hast du einen Lieblingsplatz zum Illustrieren?
Meist sitze ich in meinem Atelier an meinem Schreibtisch, obwohl ich ab und zu gerne im Stehen arbeite, um locker zu bleiben. Dafür eignet sich ein Küchenarbeitsplatz ganz gut, weil er höher ist als ein Schreibtisch.
Gibt es eine Wunschgeschichte, die du gerne mal illustrieren würdest?
Keine spezielle, die mir jetzt einfiele. Neulich habe ich einige Szenen aus dem Dschungelbuch illustriert. Das war für einen Instagram-Wettbewerb. Es hat Spaß gemacht, aber ich empfand es als schwierig, sich nicht beeinflussen zu lassen von den Buchillustrationen, die man dazu schon kennt. Deshalb würde es mir gefallen, etwas ganz Neues zu illustrieren.
Gibt es eine Illustration, auf die du besonders stolz bist?
Das ändert sich oft, aber momentan ist es ein schlafender Löwe. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ausdruck und der Entspanntheit in diesem Bild.
Wenn du gerade nicht illustrierst, was tust du dann gerne?
Meine Lieblingsbeschäftigung neben dem Zeichnen und Malen ist das Radfahren. Ich fahre zwei bis dreimal die Woche auf der Straße oder Offroad. Ich habe das Glück, im South Downs National Park in England zu wohnen. Ich bin umgeben von einer wunderschönen Landschaft.
Was macht für dich den Beruf des Illustrators aus?
Ich mag das befriedigende Gefühl, wenn es mir gelingt, dass eine Arbeit all das umfasst, um das ich mich bei meinen Illustrationen bemühe: das Erzählerische, die Emotionen und die Freiheit des Ausdrucks. Ich bin sehr kritisch, was meine Arbeit betrifft, deshalb passiert das nicht allzu oft!
Was macht einen guten Illustrator aus?
Hmmm, eine schwierige Frage. Etwas, das ich für sehr wichtig halte, ist Klarheit der Kommunikation. Ich denke, ein guter Kinderbuchillustrator kann eine Geschichte anschaulich und mit Emotion erzählen, ohne dass es dafür Text benötigt.
Hast du manchmal auch einfach keine Lust zu zeichnen/zu malen? Musst du dich dann motivieren? Und wenn ja, wie machst du das? Gibt es so etwas wie eine Schreibblockade auch beim Illustrieren? Also so eine Kreativblockade?
Ich muss oft kämpfen, obwohl das vielleicht mit der Zeit ein bisschen weniger geworden ist. Meist überwinde ich diese kreative Blockade, indem ich an etwas arbeite, was mich nicht unter Druck setzt. Ich poste regelmäßig auf Instagram, und das sind normalerweise Arbeiten, die ich nur so zum Spaß zeichne. Oft ist das für mich am Anfang eines Tages eine Aufwärm-Übung, bevor ich mit der professionellen Arbeit beginne. Ich mag große oder grobe Pinsel und bin nicht so genau mit dem, was ich da entwerfe. Vielleicht braucht es ein paar Versionen, bevor ich mit einer glücklich bin.