Sonja Wimmer Illustratorin aus München

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Warum bist du Illustratorin geworden? Wolltest du schon als Kind Illustratorin werden?

Ich denke, es gibt kaum ein Kind, dass nicht gerne malt oder Geschichten hört. Ich erinnere mich zum Beispiel, dass mich meine Eltern, als ich klein war immer überall hin mitgenommen haben, wenn sie abends weggegangen sind. Ich saß dann oft an irgendeinem Tisch oder auch mal an einer Theke und habe gezeichnet. Außerdem erinnere ich mich, dass meine Mutter immer stapelweise Bücher aus der Bibliothek mit nach Hause brachte, um mir vorzulesen. Diese Liebe zum Malen und zu den Geschichten habe ich mir bewahrt.

Und diese beiden Dinge als Illustratorin zu vereinen, finde ich wunderbar. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich meine Zeit mit einer Tätigkeit verbringen darf, die mich begeistert.

Wie sieht so ein Arbeitstag bei dir aus?

Das ist unterschiedlich. Wenn ich am Anfang eines Projektes stehe, gehe ich oft in die Natur oder in ein Café zum Zeichnen und Skizzieren. Wenn ich in der Phase bin, in der es ans Malen mit Farbe und Pinsel oder Kreiden geht, verbringe ich meist den ganzen Tag an meinem Arbeitstisch. Das heißt, das war so, bevor meine kleine Tochter geboren wurde. Seit ein paar Jahren hat sich ein großer Teil meiner Arbeitszeit auf den Abend und die Nacht verlagert.

Gibt es Illustratoren, die dich beeinflusst haben/beeinflussen? Hast du einen persönlichen Lieblingsillustrator, eine Lieblingsillustratorin?

Oh ja, es gibt viele, deren Kunst ich sehr bewundere: Adolfo Serra, Mariona Cabassa, Zuzanna Celej, Shaun Tan, Joe Sorren, Oliver Jeffers, Beatrice Alemagna ... um nur einige zu nennen.

Illustration aus "Una Sorpresa Para Tortuga", erschienen 2016 im Verlag NubeOcho

Illustration aus "Una Sorpresa Para Tortuga", erschienen 2016 im Verlag NubeOcho

Was inspiriert dich? Woher kommen die Ideen?

Es ist schwer zu sagen, woher die Ideen kommen. Ich denke, es ist ein Prozess. Meist ist es so, dass ich mich mit der Geschichte und den Figuren, die ich illustrieren werde, erst einmal “anfreunde”. Das heißt, ich lese die Geschichte einige Male und lasse sie dann ein bisschen im Hinterkopf ruhen. Manchmal kommen mir dann schon die ersten Ideen, oft in Momenten, in denen ich mit etwas ganz anderem beschäftigt bin, und zu anderen Momenten ist es richtig harte Arbeit, einen Anfang zu finden. In der Regel gehe ich bewusst auf die Suche, probiere verschiedene Kompositionen und Techniken aus, recherchiere und dokumentiere mich zu dem entsprechenden Thema, wenn nötig. Dabei kann mich eigentlich alles inspirieren, das mich umgibt.

Hörst du beim Illustrieren Musik oder Hörbücher oder soll es lieber still sein?

In der Anfangsphase eines Projektes, wenn Figuren und Szenarien entstehen oder ich über Farbstimmungen nachdenke, habe ich es am liebsten still, um mich besser konzentrieren zu können. Später dann, wenn die Ideen im Kopf oder auf dem Papier Form angenommen haben, höre ich sehr gerne Hörbücher und Podcasts. Die Tintenblut-Trilogie habe ich komplett beim Malen gehört. Das war als Kind schon so. Da habe ich oft Kassetten mit Geschichten gehört, und dabei gezeichnet.

Illustration aus "Casi Un Millón De Cuentos", erschienen 2013 im Verlag Edelvives

Illustration aus "Casi Un Millón De Cuentos", erschienen 2013 im Verlag Edelvives

Hast du einen Lieblingsplatz zum Illustrieren?

Wenn ich Skizzen mache oder mit Bleistift zeichne sitze ich am liebsten irgendwo in der Natur, am Wasser oder in einem Café. Zum Malen dann brauche ich einen Tisch mit viel Licht, wo ich mich mit Papier und Farben ausbreiten kann. Das war im letzten Jahr immer wieder woanders, weil wir viel herumgereist sind.

Wenn du gerade nicht illustrierst, was tust du dann gerne?

Wenn ich nicht illustriere bin ich am liebsten in der Natur unterwegs, erlebe alle Arten von Abenteuern zusammen mit meiner kleinen Tochter, verbringe Zeit mit Familie und Freunden. Außerdem liebe ich die mündliche Erzählkunst. Ich lausche unheimlich gerne Erzählern und erzähle auch selbst gerne Geschichten.

Illustration aus "La Ola De Estrellas", erschienen 2019 im Verlag NubeOcho

Illustration aus "La Ola De Estrellas", erschienen 2019 im Verlag NubeOcho

Was macht für dich den Beruf des Illustrators aus?

Als Illustrator hat man die Möglichkeit, völlig neue Welten zu erschaffen und mit Bildern Geschichten zu erzählen. Das ist wunderbar.

Was macht deiner Meinung nach eine gute Illustration aus?

Eine gute Illustration unterstützt die Emotionen und Aussagen eines Textes und geleitet den Leser von Seite zu Seite durch die Geschichte. Sie gibt das Geschriebene aber nicht nur wieder, sondern ergänzt auch den Text, schafft eine weitere Ebene. Und vor allem berührt eine gute Illustration etwas im Inneren der Betrachter, lädt zum Träumen, Nachdenken oder Lachen ein.

Illustration aus "Der Sturm", erschienen 2019 im Kindermann Verlag

Illustration aus "Der Sturm", erschienen 2019 im Kindermann Verlag

Hast du manchmal auch einfach keine Lust zu zeichnen/zu malen? Musst du dich dann motivieren? Und wenn ja, wie machst du das? Gibt es so etwas wie eine Schreibblockade auch beim Illustrieren? Also so eine Kreativblockade?

Manchmal, wenn ich viel Stress oder Zeitdruck habe und deswegen auch wenig schlafe, kann es schon sein, dass das Illustrieren nicht so leicht von der Hand geht und die Ideen eher zäh fließen. Aber eigentlich kommt es selten vor, dass ich wirklich gar keine Lust zum Malen habe, da ich nur Projekte annehme, die ich mag. Aber natürlich habe ich auch Tage, an denen ich mich so kreativ fühle wie ein Holzklotz. Dann hilft mir am besten, wenn ich etwas ganz anderes mache: Ich gehe raus in die Natur, in ein Museum oder sehe mir die Arbeit anderer Illustratoren an.